Christiane´s Zwillinge sind zweizeitig geboren, in einem Abstand von 3 Tagen. Wie es dazu kam und was sie erlebt hat, erzählt sie hier.
Sicher hattest Du während der Zwillingsschwangerschaft eine Wunschvorstellung davon, wie Du Deine Zwillinge am liebsten gebären würdest. Wie sah diese aus?
Ich hatte gehört, dass es auch manchmal dazu kommen kann, dass der erste Zwilling normal und der zweite Zwilling danach per Kaiserschnitt geholt werden muss. Das war das was ich gar nicht wollte. Beide sollten den gleichen Weg antreten. Daher fand ich die Vorstellung beide per Kaiserschnitt zu gebären auch nicht ganz so schlimm. Hauptsache gleich und natürlich am besten nicht um Mitternacht. Ich dachte es wäre schade, wenn einer einen Tag eher hat. Naja, ein Tag ist es jetzt nicht geworden.
Wie ist Deine Schwangerschaft bis zu der Einweisung ins Krankenhaus verlaufen?
Bis zum Tag an dem ich ins Krankenhaus musste war alles super. Ich bin auch noch mit den Hunden rausgegangen und arbeiten gegangen.
Warum bist Du ins Krankenhaus gekommen und welche Möglichkeiten über den weiteren Verlauf wurden mit Dir besprochen?
Ich bekam am Abend bei SSW 23+0 Wehen und sind dann, nachdem wir gemerkt haben dass alle zehn Minuten keine Übungswehen mehr sein können, ins nächste Krankenhaus gefahren. Hier gab es leider keine Neonatologie für so kleine Mäuse, also hieß es mit Wehenhemmer, erster Lungenreifungsspritze im Krankenwagen in die nächstgrößere Klinik fahren. Hier war das erste Ziel die nächsten Tage zu schaffen, damit die Lungenreifungsspritzen gesetzt werden können und später eine Cerclage gemacht werde kann.
Die Ärzte stellten einige Tage später eine Schwangerschaftsvergiftung fest. Es wurde entschieden den Wehenhemmer abzusetzen. Sind die Ärzte zu diesem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass beide Zwillinge geboren werden? Oder stand bereits im Raum, dass ggf. erst ein Zwilling geboren wird?
Es ging alles sehr schnell. Bereits drei Stunden, nachdem der Wehenhemmer abgesetzt war ,bekam ich meine Tochter per Spontangeburt. Während der Geburt wurde mir ein Zugang gelegt, da sie eventuell direkt einen Kaiserschnitt machen wollten, falls er sich nicht dreht und ins Becken rutscht. Doch nach der Geburt gab es keine Wehen mehr und dem kleinen Mann ging es gut.
Kannst Du Dich daran erinnern, wie der Moment war in dem die Möglichkeit bestand, die Schwangerschaft mit Deinem Zwillingsjungen so lange wie möglich weiter zu erhalten? Wie wurde das mit Dir besprochen und welche Gefühle hat dies bei Dir/Euch ausgelöst?
Nachdem nichts mehr passierte kam der Chefarzt zu uns und erklärte uns, dass es dem kleinen Mann anscheinend weiterhin gut ging und sie deshalb versuchen wollen, die Schwangerschaft aufrecht zu erhalten. Meine Tochter kämpfte zu diesem Zeitpunkt und ich war froh, dass sie bereits die Geburt überlebt hatte. Dem kleinen Mann wollte ich das ersparen und hoffte natürlich dass es klappt. Ziel war nun drei Tage mit Bettruhe zu überstehen und dann eine Cerclage zu bekommen.
Du konntest Deine Zwillingstochter spontan gebären. War dies Dein Wunsch der entsprechend unterstützt wurde oder musstest Du diesen erkämpfen?
Es ging so schnell, dass ich eher überrumpelt war. Ich hatte so Angst, dass ihr während der Presswehen etwas passiert. Sie war ja noch so klein.
Kannst Du den Moment beschreiben, als Deine Tochter geboren war und klar wurde, dass die Wehen nachlassen und die Möglichkeit besteht, die Schwangerschaft mit Deinem Sohn weiter aufrechtzuerhalten?
Ich hatte mal davon gehört, aber man selber glaubt nie, dass einem das passiert. Da es erst die 23 SSW war, gab es mir Hoffnung. Schon dass meine kleine Maus die Geburt und die erste Stunde überlebt hatte war für mich ein Wunder. Ich glaubte nicht soviel Glück zu haben, dass es auch ein zweites Mal klappt. Zudem hatte es bereits vor ein paar Jahren einen Fall in der Klinik gegeben und somit hatte sie bereits Erfahrung damit. Daher gab es mir Hoffnung, dass es auch bei mir klappt.
Wie hast Du die drei Tage der weiterlaufenden Schwangerschaft und einem Baby erlebt? Konntest Du Dich bereits auf Deinen erstgeborenen Zwillingstochter einlassen? Bonden? Stillen?
Ich durfte nur liegen und wurde so auch im Liegewagen auf die Neo geschoben. Zudem habe ich ein Foto bekommen und durfte jederzeit auf der Neo anrufen. Leider war mehr noch nicht möglich. Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch noch keinen Milcheinschuss gehabt. Mein Bauch war nun auch wieder etwas kleiner und vor allem nicht mehr so gespannt. Ich hatte das Gefühl wieder erst in der 15 oder 16 SSW zu sein.
Drei Tage nach der Geburt Deiner Tochter platzte Deine Fruchtblase und die Wehen setzten ein. Warst Du eher traurig oder eher erleichtert darüber, dass sich Dein Sohn auf den Weg machte?
Nach zwei Tagen platzte die Fruchtblase. Ab da wurde regelmäßig die Fruchtwassermenge kontroliert und gesagt jeder Tag im Bauch hilft ihm etwas weiter. Ich habe ihn nach der ersten Geburt kaum noch gespürt. Es war zu viel „Platz“ im Bauch, dass machte mir natürlich noch mehr Angst. Ab da wusste ich auch, dass ich es nicht bis zum normalen Geburtstermin schaffen würde.
Durftest Du Deinen zweiten Zwilling auch natürlich gebären? Mit welchem Gewichtsunterschied wurden Deine Zwillinge geboren?
Auch mein Zwillingssohn kam spontan zur Welt. Ich glaube bei ihm dauerte die Geburt gerade einmal 10 Minuten. Ich habe ihn nicht im Geburtsstuhl bekommen, der neben meinem Bett stand. Dafür war keine Zeit mehr. Zudem gab es diesmal auch keine Vorankündigungen. Die Wehen kamen plötzlich und sehr heftig.
Er kam mit 580g und somit 135g mehr auf die Welt als seine Schwester.
Wie waren Deine Empfindungen endlich beide Zwillinge in den Armen zu halten?
Beide hatten ihren Weg so früh angetreten und lagen die ersten Monate auf der Neo. Es dauerte zwei Wochen bis ich meine Tochter und nochmal eine Woche bis ich meinen Sohn halten durfte.
Ich war in dem Moment so stolz auf sie.
Welche Vorteile siehst Du im Nachhinein im Hinblick auf die Exklusivzeit mit Deinem ersten Zwilling? Oder auch ganz prinzipiell zur zweizeitigen Geburt?
Mein kleiner Mann musste um einiges mehr kämpfen, als meine Tochter. Ich denke die drei Tage haben ihm sehr geholfen bzw. dass es ihm die nötige Kraft gegeben hat. Ich finde es schön, dass jeder nun seinen eigenen Tag hat und bin gespannt wie wir uns organisieren werden mit Kindergeburtstag, einladen von Verwandten und Geschenken, die für beide sein sollen.
Gibt es etwas, was Du Dir im Rückblick mehr oder auch weniger z.B. in der Kommunikation, Information, Behandlung, usw., von den Ärzten, Schwestern, Hebammen gewünscht hättest?
Ich bin total begeistert von der Klinik und habe mich immer gut aufgehoben gefühlt. Natürlich mag man nicht jede Person, aber man hat gemerkt, dass jeder sein bestes gibt und versucht das maximale für die kleinen Zwerge zu erreichen. Wir stehen nun kurz vor den ersten Geburtstagen (hört sich sehr komisch an) und freuen uns sehr darauf.
Gab es Schwierigkeiten, zum Beispiel den Mehrlingsbonus beim Elterngeld oder den verlängerten Mutterschutz zu bekommen, weil Deine Zwillinge an verschiedenen Tagen Geburtstag haben?
Ich habe überall noch einmal angerufen bzw. wurde auch angerufen, ob die Daten auch richtig sein. Vieles konnten mir Mitarbeiter auch nicht direkt sagen, sondern sie mussten sich erst einmal erkundigen. Wenn ich anrufe und sage wer ich bin, wissen alle gleich Bescheid. „Ja an ihren Antrag erinner ich mich.“ oder „Darüber habe ich mich schon gewundert.“. Ich glaube wenn es wirklich mehrere Wochen oder Monate gewesen wäre, wäre es um einiges komplizierter geworden. Hier waren es nur drei Tage, jedoch liegen sie in zwei Monaten.
Was würdest Du werdenden Zwillingsmamas, denen die Zwillingsreise noch bevorsteht mit auf den Weg geben wollen?
Man sollte sich keine Gedanken darüber machen, ob man Beide gleich behandelt oder gleich viel Aufmerksamkeit schenkt. Jeder ist unterschiedlich und so sollte man sie auch wahrnehmen. Wenn einer am Tag mehr gekuschelt worden ist, dann hat er es eben gebraucht und der Andere braucht es eben morgen. Ich glaube unser Stress es richtig machen zu wollen ist dabei am Schlimmsten. Viel Ruhe, Geduld und den kalten Kaffee nebenbei helfen einem dabei sehr.
PS: Egal wie unorganisiert oder spontan Ihr einmal wart, danach werdet Ihr einen festen Tagesablauf, Zeiten und Rollenverteilungen haben, dass Ihr sicher ohne Probleme eine riesige Firma managen könnt.
Liebe Christiane, wir sind so dankbar, dass Du Eure Geschichte Deiner zweizeitig geborenen Zwillinge mit uns und den LeserInnen teilst. Wir freuen uns von Herzen für Euch, dass es Euch allen nun gut geht und Ihr diese Zeit gemeinsam durchgestanden habt.
Wir danken Dir sehr für Dein Vertrauen und wünschen Euch einen wunderschönen ersten Geburtstag!
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