Monika wünscht sich eine spontane Zwillingsgeburt. Im Verlaufe der Schwangerschaft entwickelt sich die Lage leider so, dass dieser Wunsch in weite Ferne tritt und ihr ein Kaiserschnitt empfohlen wird. Doch wie das Leben so spielt, machen sich die Zwillinge vor dem Entbindungstermin auf den Weg. Wir haben mit Monika darüber gesprochen, wie es dazu kam, dass ein Zwilling spontan, einer mittels KaiserInnenschnitt geboren wurde.
Stand für Dich von Beginn an fest, dass Du Dir eine natürliche Geburt der Zwillinge wünschst oder hat sich dies mit der Zeit entwickelt? Kam für Dich auch ein Kaiserschnitt in Frage?
Ich wollte wenn irgendwie möglich unbedingt eine natürliche Geburt. Es stand für mich immer fest einen Kaiserschnitt nur zu machen wenn es medizinisch unbedingt nötig sein sollte. Das war es dann leider auch. Die Beiden hätten daher eigentlich per geplantem Kaiserschnitt kommen sollen.
Hast du zweieiige oder eineiige Zwillinge, vielleicht sogar Mono-mono – Zwillinge?
Es sind eineiige Zwillinge. Aber Mono-Di.
Wurdest Du in Deinem Wunsch nach einer spontanen Geburt der Zwilling von Deiner Hebamme, dem Gynäkologen unterstützt oder hattest Du das Gefühl gegen Windmühlen anzukämpfen?
Beide wussten was ich will und haben mich anfangs in dem Wunsch bestärkt. Meine Gynäkologin meinte allerdings bald, sie schätzt es wird doch nicht möglich sein. Meine Hebamme machte mir bis zuletzt Mut.
Gab es Momente in der Schwangerschaft, wo die Chancen auf eine natürliche Geburt, in die Ferne rückten und wenn ja welche?
Schon in der 12 Woche hat meine Ärztin festgestellt, dass der eine Zwilling eine kurze und am äußersten Ende der gemeinsamen Plazenta angewachsene Nabelschnur hat. Da machte sie sich allerdings mehr Sorgen um seine Versorgung als auf den Einfluss auf die Geburt. In der 18 Woche äußerte sie erstmals Bedenken wegen meines Wunsches auf eine natürliche Geburt. Beim Ultraschall in der 20 Woche im Pränatalzentrum meinte der dortige Arzt das gleiche.
Da bis zum Schluss der Zwilling dann leider auch in Querlage über dem anderem blieb (sie bildeten also ein T im Bauch), änderte sich an der Einschätzung der Ärzte nichts mehr. Im Krankenhaus wurde ich beim Vorgespräch sehr genau untersucht und alle Möglichkeiten wurden erörtert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre die Nabelschnur während der Geburt gerissen was für das Kind und mich lebensgefährlich gewesen wäre.
Was waren für Dich die Kriterien bei der Klinikwahl?
Ich wollte eine Level 1 Klinik, die nicht zu riesig ist, viel Erfahrung auch mit komplizierteren Fällen hat und auch offen für natürliche Geburten bei Zwillingen ist. Entschieden habe ich mich dann nach der Empfehlung einer Freundin, die ihre Zwillinge dort natürlich entbunden hat und sehr zufrieden mir allem war.
Hast Du Dich im Krankenhaus mit Deinem Wunsch gut aufgehoben und unterstützt gefühlt?
Ich fühlte mich super aufgehoben und erstmal wurde auf den Wunsch sehr positiv reagiert. Auch als ich die Bedenken der anderen Ärzte gleich ansprach wurde ich nicht sofort als Kaiserschnitt abgehakt, sondern es wurde nochmals sehr genau untersucht was möglich wäre. Und dann wurde mir auch ganz genau erklärt warum es eben ein zu hohes Risiko wäre.
Der Kaiserschnitt wurde dann auf den Anfang der 36 Woche fest gelegt. So lange dachten sie würde es, wenn ich weiterhin viel lag und mich schonte schon noch gehen. Schließlich lag der untere Zwilling schon seit Wochen extrem tief im Becken und dennoch deutete nichts auf eine Frühgeburt hin
In welche Schwangerschaftswoche, welchem zeitlichen Abstand wurden Deine Zwillinge geboren und welches Gewicht brachten sie auf die Waage? Wie kam es dazu, dass ein Zwilling spontan, einer mittels KaiserInnenschnitt geboren wurde?
Zwei Wochen vor dem geplanten Kaiserschnitt, also Anfang der 34 Woche hatte ich abends einen Blasensprung und wurde dann nach Rücksprache mit der Klinik sofort abgeholt und schnellstmöglich mit Martinshorn und Blaulicht ins Krankenhaus gebracht.
Erst wenige Kilometer vor dem Ziel bekam ich die ersten leichten Wehen und war daher auch sehr entspannt als die Hebamme mich in Empfang nahm, mir beim Umziehen half und meinte im OP warten sie schon auf mich. Beim Umsetzen auf den OP-Tisch hatte ich die erste stärkere Wehe und dann das Gefühl auf die Toilette zu müssen. Die Hebamme schaute nach und es war schon das Köpfchen des ersten da. In dem Moment bekam ich etwas Panik. Ich wurde aber sehr liebevoll beruhigt und getröstet. Schnell wurde mir in der Wehenpause der Zugang gelegt und mit der nächsten Wehe war er dann geboren. Gleich danach wurde ich in Vollnarkose gelegt und 11 Minuten später war auch der andere da.
Sie waren beide 44 cm groß und wogen 2200 und 2220 g
Kannst Du den Moment beschreiben, als der erste Zwilling bereits geboren war und die zweite Geburt noch bevorstand?
Leider kann ich mich nicht wirklich an den Geburtsmoment erinnern. Ich glaube er wurde mir kurz auf den Bauch gelegt aber in diesem Moment sagte schon der Anästhesie es wird kurz kalt und dann war ich weg.
Was waren die Gründe dafür, dass der zweite Zwilling mittels Kaiserschnitt geboren werden sollte?
Wie schon oben geschrieben, hätte er die Geburt u.U. nicht überlebt, da durch den Druck der Wehen oder bei der nötigen Wendung (er war ja in Querlage) die kurze und an einer sehr ungünstigen Stelle der Plazenta angewachsene Nabelschnur hätte reißen können. Auch für mich wäre das Risiko zu verbluten dann sehr hoch gewesen. Daher sollten eigentlich beide per Kaiserschnitt geboren werden.
Wie wurdest Du darüber aufgeklärt und wie ging es Dir damit?
Die Aufklärung der Ärzte warum es so nötig ist und was passieren könnte war gut. Das Narkosegespräch fand leider nicht statt. Der Termin wäre erst in der nächsten Woche gewesen.
Wo war der erste Zwilling während der Geburt des Zweiten?
Das weiß ich leider nicht.
Durftet Ihr gemeinsam Bonden oder hat das der stolze Papa übernommen?
Weder noch. Mein Mann durfte wegen der Coronaregeln zuerst nicht mit. Außerdem musste er sich auch noch um die Unterbringung unserer großen Tochter kümmern. Ich durfte ihn bevor ich den OP betreten habe kurz anrufen. Die Klinik ist aber eine gute Stunde von uns entfernt. Er kam also nach Coronatest etc. erst knapp 1,5 Stunden nach der Geburt. Die Jungs lagen da schon verkabelt im Wärmebett auf der Kinderstation und er hat sie nur kurz gesehen, dann kam er zu mir in den Aufwachraum. Nach einer Stunde musste er dann auch wieder fahren. Ich selbst habe die Beiden erst am nächsten Vormittag gesehen.
Wann durftet Ihr gemeinsam nach Hause?
Nach drei Wochen.
Wie geht es Dir / Euch heute?
Es geht uns gut, die Jungs haben eigentlich alles aufgeholt und sind sehr munter und aufgeweckt.
Was hättest Du gerne vorher gewußt?
Dazu fällt mir nichts ein. Ich hatte bereits ein Kind und wusste daher es kommt oft anders als geplant. Ich hatte super Hebammen während der Schwangerschaft, habe einen Geburtsvorbereitungkurs besucht und mir für die Nachsorge eine Hebamme ausgesucht, die selbst Zwillinge hat. Zusätzlich kam noch die Frühchennachsorge zu mir. Alles weitere hat sich dann einfach ergeben.
Ich bin auch froh, dass ich nicht vorher wusste was im ersten Jahr alles auf uns zu kam. Es hätte mich wahrscheinlich in der Schwangerschaft eher belastet als beruhigt.
Was würdest Du werdenden Zwillingsmamas, die Sorge davor haben, dass ein Zwilling spontan, einer mittels KaiserInnenschnitt geboren wird, gerne mit auf den Weg geben?
- Sucht euch, wenn möglich eine Klinik in der ihr euch auch mit euren Ängsten gut aufgehoben fühlt.
- Habt keine Angst vor solchen Komplikationen, es kommt, wie mir gesagt wurde nicht oft vor. Vertraut auf eure Hebamme und die Ärzte.
- Hadert nicht mit dem „wie“ die Geburt lief. Es kommt wie’s kommt und egal auf welchem Weg die Kinder kommen, seid stolz auf das was ihr geleistet habt.
Liebe Monika, wir danken Dir für Dein Vertrauen, dass Du mit uns Deine Geschichte wie ein Zwilling spontan, einer mittels KaiserInnenschnitt geboren wurde, teilst. Dies ist ein sehr seltener Fall und doch ein Erlebnis, welches manchen werdenden Mamas Sorgen bereitet. Umso mehr danken wir Dir für Deine Erlebnisse und Eindrücke, die anderen werdenden Zwillingsmamas einen Einblick gewähren. Wir wünschen Dir und Deiner Familie von Herzen alles Gute!
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