Abstillen von Zwillingen

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Wenn du deine Kinder stillst, ob gleichzeitig oder nacheinander, kommt irgendwann die Frage auf, wann und wie abstillen. Hier findest du einige Anregungen und Tipps rund um das Abstillen von Zwillingen:

Viele Wege führen nach Rom, dies gilt ebenso, wenn es um die Frage des Abstillens von Zwillingen geht. Das Abstillen wird häufig als ein muttergeleiteter Prozess verstanden, dabei besteht ebenso die Möglichkeit eines kindgeleiteten Abstillens. Zum einen ist es möglich, dass deine Kinder sich von selbst abstillen, Du gerne abstillen möchtest und dies beispielsweise teilweise oder auch vollständig.

Jede Stillbeziehung ist individuell und ebenso individuell kann sich euer Abstillprozess entwickeln. Auch der Zeitpunkt kann sich von Familie zu Familie und von Kind zu Kind unterscheiden. Ganz prinzipiell gilt: ihr könnt so lange stillen, wie es euch gut tut und zu euren Bedürfnissen passt, auch über die von der WHO empfohlenen zwei Jahre hinaus.

Kindgeleitetes Abstillen

Stillen stillt nicht nur den Hunger bzw. Durst, sondern auch Bedürfnisse. Mit steigendem Alter der Kinder verändern sich diese Bedürfnisse. Ihr habt Beikost unter dem weiteren Stillen eingeführt, die Kinder entwickeln sich motorisch immer mehr und werden von Tag zu Tag selbstständiger. Die Kinder sind häufiger ins Spiel vertieft und „vergessen“ das Stillen an der Brust. Viele Aspekte können dazu führen, dass der Bedarf nach der mütterlichen Brust schrittweise weniger wird. Dabei können sich auch Phasen des häufigen Stillens und des weniger Stillens abwechseln. Denn Stillen schenkt deinen Kindern auch Sicherheit und Geborgenheit. Das kindgeleitete Abstillen verläuft selten linear, so dass der Stillbedarf immer weniger und weniger wird, sondern kann zum Beispiel bei Erkrankungen, Entwicklungsschüben oder auch aufregenden Phasen wieder ansteigen.

Ebenso ist es bei Zwillingen möglich, dass ein Kind noch viel stillt, während das Zwillingsgeschwister bereits Tendenzen zum Abstillen zeigt.

Wie auch immer sich dies bei euch gestalten mag, manche Mütter freuen sich über diese Entwicklung, andere schauen voller Wehmut auf die gemeinsame Stillzeit zurück und sind überrascht und möglicherweise etwas überfahren von der Entwicklung. Alle Emotionen sind erlaubt und dürfen ihren Raum bekommen.

Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass das Ende der Stillbeziehung nicht einhergeht mit dem Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit. Deine Kinder werden auch weit über die Stillzeit hinaus deine Kuscheleinheiten, Zuwendung, deinen Trost suchen. Denn du bist ihr Fels in der Brandung, ihr Bindungsleuchtturm.

Müttergeleitetes Abstillen

Verschiedenste Gründe können dazu führen, dass du als Mutter gerne abstillen möchtest. Sei es weil sich deine Kraftreserven dem Ende nähern, die Kinder zeitweise extern betreut werden sollen oder du wieder in deinen Beruf einsteigen möchtest. Bei manchen Müttern braucht der Gedanke des Abstillens etwas Zeit um zu gedeihen, andere entscheiden akut, dass sie die Stillbeziehung mehr und mehr ausklingen lassen möchten.

Wie auch immer die Hintergründe sein mögen, das müttergeleitete Abstillen sollte bestenfalls mit viel Ruhe, ohne Zeitdruck und mit viel Kommunikation umgesetzt werden.

Vorbereitende Gedanken

Vielleicht hilft dir erst einmal darüber nachzudenken ob du voll oder teilweise abstillen möchtest. Vielleicht stört dich das Stillen am Morgen, während das Einschlafstillen für dich als ein Teil der Einschlafbegleitung dazugehört, oder anders herum. Helfen kann auch für dich aufzuschreiben wann und wie oft ihr stillt, um zu schauen, welche Stillmahlzeit für dich ungünstig ist, während andere Zeitfenster für dich günstiger sind. Vielleicht stellst du aber auch für dich fest, dass du gar nicht mehr stillen möchtest. Dies ist von Frau zu Frau verschieden. Hast du dich hierzu etwas sortiert, überlege dir zu welchem Zeitpunkt es für euch günstig sein kann, den teilweisen oder vollen Abstillprozess einzuleiten. Bestenfalls ist dies nicht zu einem Zeitpunkt wo starke Veränderungen anstehen, die Kinder krank sind, du terminlich sehr eingebunden und gestresst bist oder beispielsweise ein Urlaub ansteht.

Gib euch genug Zeit den Abstillprozess anzugehen. Überlege dir ob und wie dein Partner / deine Partnerin dich hierbei unterstützen kann, beispielsweise in dem er oder sie statt dem Einschlafstillen die Kinder zu Bett bringt und vorher etwas zum Trinken anbietet und sich dieses Bedürfnis über die Zeit ausschleicht.

Finde Formulierungen für deine Kinder, warum du ihnen gerade nicht die Brust anbieten kannst. Zum Beispiel in dem du sagst, gerade ist die Milch alle, aber später können wir es noch einmal versuchen. So kannst du möglicherweise die Zeiträume zwischen den Stillmahlzeiten mehr und mehr strecken.

Sprich gerne auch mit anderen Zwillingseltern, welche Formulierungen und Wege bei ihnen geholfen haben.

Überlege dir wie du alternativ ihre Bedürfnisse befriedigen kannst, zum Beispiel durch Einschlafkuscheln ohne Stillen, vielleicht mit einem Übergangsobjekt wie einem Kuscheltier, Schnuffeltuch oder ähnlichem.

Entscheide für dich, ob du beide Kinder gleichzeitig oder zeitversetzt abstillen möchtest. Nicht selten kann beim zeitversetzten Abstillen ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Zwilling aufkommen, welcher eher abgestillt wird. Das ist ganz normal. Bedenke dabei, dass du statt dem Stillen mit Kuscheln und Zuwendung ebenfalls ganz wunderbar die Bedürfnisse deines Kindes erfüllen kannst. Beide Kinder gleichzeitig abzustillen fühlt sich möglicherweise gerechter an, kann aber auch im wahrsten Sinne eine doppelte Herausforderung für dich bedeuten.

Diese und weitere Überlegungen können dir helfen mit einer gewissen Planung, und nicht vollkommen unvorbereitet, diesen neuen Abschnitt anzugehen.

Abstillen von Zwillingen

Du hast dir bereits viele Gedanken zum Abstillen gemacht und fühlst dich bereit dies teilweise oder vollständig anzugehen. Beginne deine Gedanken nun auch mehr und mehr mit deinen Kindern altersentsprechend zu teilen und zu formulieren.

Mit Hilfe der vorab überlegten Alternativen und Formulierungen, begleitest du deine Kinder schrittweise im Abstillprozess.

Beginne erst einmal eine Stillmahlzeit auslaufen zu lassen bzw. umzulenken, beispielsweise durch Streicheln, Kuscheln, Einbeziehung des zweiten Elternteils etc. und gib deinen Kindern Zeit sich daran zu gewöhnen.  Wenn deine Kinder dies angenommen haben, kannst du dich der nächsten Stillmahlzeit widmen.

Achte in dieser Zeit gut auf deine Bedürfnisse und die deiner Kinder. Nimm die den Druck, sei geduldig mit euch und gib euch Zeit. Abstillen ist ein Weg, wie auch eure Stillbeziehung ein Weg war. Dieser kann und darf wellenförmig verlaufen. Vergiss dabei nicht, dass ihr drei ein Team seid und ihr gemeinsam einen Weg finden werdet.

Findest du gar keinen Ansatz bzw. klappt es zu diesem Zeitpunkt gar nicht, beginne zu einem anderen Zeitpunkt mit einem erneuten Versuch. Auch kannst du dir Unterstützung, z.B. in Form einer Stillberaterin oder deiner Hebamme suchen, die dir auf euch zugeschnitten weitere Möglichkeiten aufzeigen kann.

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