Mariella ist glückliche Mama von 2jährigen Zwillingsmädchen, die sie alleine erzieht. In ihrem Erfahrungsbericht gibt sie Einblicke in ihren Alltag, den Umgang mit Regulationsstörungen ihrer Kinder, den Start ins Leben ohne Wochenbett, ihren Stillweg und berichtet was sie stolz macht als Alleinerziehende mit Zwillingen.

Liebe Mariella, Deine Zwillingsmädchen sind jetzt 2 Jahre alt. Wie geht es Dir und Deinen Kindern? Wie kann man sich euren Alltag vorstellen?

Genau, meine Töchter werden im Oktober zwei Jahre alt. Uns geht es sehr gut, wir sind ein eingeschweißtes Team. Die zwei sind noch nicht im Kindergarten oder ähnliches daher sind sie quasi rund um die Uhr bei mir. Unser Alltag sieht so aus: ich mache die fertig, Wickeln, Anziehen, wir frühstücken morgens gemeinsam und die beiden helfen schon richtig gerne bei allem mit – ich versuche sie so viel es geht in Alltagssituationen einzubinden. Sie helfen den Tisch zu decken etc. Danach gehen wir meistens spazieren, zum Bäcker, oder auch zum Spielplatz. Manchmal machen wir auch Ausflüge. Dann gibt es Mittagessen und sie machen ihren Mittagsschlaf. An manchen Tagen sind sie nachmittags bei ihrem Vater, in der Zeit mache ich den Haushalt, gehe zum Sport oder arbeite.

Wirst Du in Deinem Alltag unterstützt und wie findest Du Entlastung?

Unterstützung habe ich durch meine Familie. Ich habe vier Geschwister wovon zwei in der Nähe wohnen und auch die Großeltern helfen alle wo sie können. Man sagt ja immer es braucht ein ganzes Dorf um Kinder großzuziehen und ich bin sehr froh auf mein Dorf zurückgreifen zu können.

Deine Kinder haben Regulationsstörungen, wie äußern sich diese und wie begegnest Du diesen?

Die Zwei haben seit ihrer Geburt eine Regulationsstörung das äußert sich bei ihnen hauptsächlich beim Thema Schlaf. Sie finden nur sehr schwer in den Schlaf und auch nur mit viel Körpernähe. Wir drei schlafen auch gemeinsam in einem Bett von Anfang an. Sie werden tatsächlich immer noch alle 30-60 Minuten wach und brauchen dann viel Co-Regulation. Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden und versuche das Beste daraus zu machen. Wir sind aber deswegen auch in ärztlicher Betreuung und holen uns immer wieder Tipps in der Regulationssprechstunde.

Bei allen Herausforderungen als Alleinerziehende mit Zwillingen, welche Momente schenken Dir Kraft?

Momente in denen ich Kraft finde sind solche, wenn ich sehe wie glücklich und gesund meine Kinder sind. Wenn ich sehen kann wie toll ihre Verbundenheit als Zwillinge ist, das sind so schöne Momente.

Wie lange warst Du mit Deinen Kindern Zuhause? Gehst Du wieder arbeiten oder ist daran momentan gar nicht zu denken? Ab wann gab es Momente, wo Du wieder einmal an Dich denken konntest und etwas nur für Dich allein machen konntest?

Ich gehe seitdem sie 1 Jahr alt sind wieder arbeiten, allerdings sehr wenig. Durch meinen Job bin ich sehr flexibel und arbeite nur ein paar Tage im Monat. Nebenbei bin ich noch selbstständig im Social Media Bereich und auch da kann ich mir die Arbeitszeit selbst einteilen. So richtig Zeit für mich habe ich erst seit Kurzem und die versuche ich auch zu nutzen. Wobei ich finde, dass die Arbeit schon zur Zeit für mich gehört, weil ich meinen Job so liebe.

Deine Zwillinge sind als Frühchen nach einer schwierigen Schwangerschaft in Schwangerschaftswoche 33 zur Welt gekommen und Ihr lagt viele Wochen auf der Intensivstation. Wie hast Du diesen Start in Leben als Mama erlebt? Lass uns gerne an deinen Erinnerungen teilhaben.

Der Start ins Leben war sehr schwer, für die Kinder natürlich – aber auch für mich. Wochenbett? Was ist das? Alle drei Stunden pumpen damit die zwei Muttermilch bekommen, die Vorstellung die beiden stillen zu können war erstmal ganz weit weg. Beide wurden mit der Magensonde ernährt. Eine Tochter musste beatmet werden. Ich war wirklich fix und fertig und habe nur versucht zu funktionieren. Die Geburt welche in einem eiligen Kaiserschnitt endete war auch sehr schwierig, weil es durch eine falsch sitzende PDA für mich zum Albtraum entwickelte. Die Pflege im Krankenhaus haben wir fast komplett selbst übernommen, wir haben sondiert und ich war so oft und lange es geht bei den beiden.

Du hattest den Wunsch Deine Mädchen zu stillen, jedoch mussten Deine Frühchenzwillinge zu Beginn mittels Magensonde, später mittels Flasche ernährt werden. Mit viel Kraftaufwand, Durchhaltevermögen und Willen hast Du dafür gekämpft Deine Zwillingsmädchen zu stillen. Wie konnte dies gelingen? Was war Dir in dieser Zeit besonders wichtig? Wie bist Du in Deinem Stillwunsch im Krankenhaus unterstützt worden?

Das Stillen wurde nicht so unterstützt wie ich es mir gewünscht hatte, weil es darum ging das die Mäuse so schnell wie möglich zu nehmen und sie noch nicht kräftig genug waren das nur über das Stillen zu schaffen.

Ich konnte nicht schlafen und nicht essen. Ich weiß rückblickend nicht wie ich das geschafft habe. Als wir endlich nach Hause konnten habe ich versucht zu stillen und es war ein langer und harter Kampf aber nach drei Monaten konnte ich endlich beide voll stillen und das habe ich bis zu ihrem 15. Lebensmonat getan.

Auch hier weiß ich nicht wie ich das geschafft habe denn von fast allen Seiten hieß es immer die Kinder brauchen die Flasche, weil sie doch nicht satt werden können. Eine Frau wäre nicht dafür gemacht zwei Kinder zu stillen. So ein Quatsch. Es braucht Geduld, Ruhe und unfassbar viel Durchhaltevermögen.

Wenn Du heute auf die letzten zwei Jahre zurückblickst, worauf bist Du besonders stolz?

Wenn ich jetzt zurückblicke bin ich sehr stolz, dass ich das alles geschafft habe – auch noch während quasi die Beziehung zum Vater in die Brüche ging. Das erste Jahr war so hart aber ich bin jetzt so richtig in meiner Mutterrolle angekommen und genieße es sehr.

Ich habe mich selbst und andere Zwillingseltern immer gefragt „wann wird es einfacher?“ die Antwort war immer nur „es wird nicht einfacher“ aber ich persönlich erlebe es anders. Ich finde es ist einfacher geworden und das obwohl ich alleinerziehend bin.

Lasst euch die Hoffnung nicht nehmen.

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