Man sagt mit der Geburt werden nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern geboren. Und ebenso wie unsere Kinder jeden Tag wachsen, wachsen auch wir Eltern. Jeden Tag lernen Kinder und Eltern etwas Neues. Und wir knüpfen das Band das uns verbindet mit jedem Tag. Und wenn man denkt, nun hätte man sich in das bunte Familienleben eingelebt und könne die Situation, die Kinder und sich selbst gut einschätzen, dann kommt ein neues Erlebnis, eine neue Erfahrung, eine neue Herausforderung.
Unsere Kinder ein Stück des Lebens begleiten zu dürfen, ist sowohl eine verantwortungsvolle Aufgabe, als auch eine Verantwortung und Teilhabe, für die wir dankbar sein können.
Zu Beginn
…wenn unsere Babys geboren werden, fühlen wir uns vollkommen eingenommen von diesen zwei Wesen, die unseren Alltag umwerfen und so viele verschiedene Gefühle in uns wecken. Mit jedem Tag den wir sie begleiten, lernen wir gemeinsam Neues und müssen lernen uns gegenseitig Vertrauen zu schenken. Vertrauen darin, dass wir als Eltern, das Beste geben was wir können, Vertrauen darin, dass unsere Kinder kompetent sind, Stück für Stück ihrem eigenen Leben zu begegnen.
Zu Beginn sind es gefühlt ganz kleine Schritte, doch mit jedem Jahr werden sie größer und wir müssen lernen, dass sie sich erst in kleinen, und dann immer größer werdenden Schritten, von uns lösen. Eigene Erfahrungen unabhängig von uns machen, erst wenige und dann immer mehr.
Erste Male
Das erste Mal alleine eine Freundin besuchen, die erste Nacht ohne Eltern, der Besuch der Kita, das erste Mal zur Schule gehen ohne die Eltern, eine Ferienfahrt, der Spielplatzbesuch, eine Feier, ohne dass wir dabei sind.
Haben wir viele Jahre lang Erfahrungen und Erlebnisse begleitet (und geleitet), wird diese Begleitung Stück für Stück weniger notwendig, zumindest nicht in der Form, dass wir für unsere Kinder Vorort sein müssen. In den Jahren der Nähe, konnten wir sie bestenfalls stärken, mutig ihren eignen Weg zu gehen. Sie bestärken in sich zu vertrauen, sich zu trauen und doch immer zu wissen, dass wir da sind, wenn sie uns brauchen. Denn brauchen werden sie unserer Begleitung – vielleicht länger als wir denken. Vielleicht nicht durch unsere körperliche Präsenz, wohl aber als Haltepunkt, als Anlaufstelle für Sorgen, Ängste und glückliche Erlebnisse.
Das Band was uns verbindet
Dieses Lösen ist für uns nicht immer leicht. Hatten wir zu Beginn über das uns anvertraute Leben gefühlt die Kontrolle, wird diese Stück für Stück, Jahr für Jahr weniger. Dies mag uns schwer fallen, uns verunsichern, vielleicht sogar verängstigen. Wir Eltern müssen nun lernen damit umzugehen. Wir dürfen und durften sie ein Stück ihres Weges begleiten, in dem Maße in dem sie es brauchten und brauchen, nicht mehr und nicht weniger.
Ich stelle es mir vor wie das sprichwörtliche Band: Es ist da, es darf gelockert werden, soweit die Kinder es möchten, wann sie möchten, wenn sie bereit sind. Und führt sie zu uns zurück, wenn es soweit ist.
Manches Mal sind vielleicht wir Eltern nicht bereit dafür, doch wir müssen lernen damit umzugehen. Ohne durch unsere Sorgen, die Kinder auf ihrem Weg einzuschränken oder zu behindern. Sie verdienen unser Vertrauen und wir müssen uns bereit machen, es ihnen zu schenken.
Während ich dies schreibe, sind die Zwillingsherzdamen, das erste Mal für ein bis zwei Stunden in der Stadt unterwegs. Ohne mich, den Papa oder andere Erwachsene. Nur mit gleichaltrigen Freunden. Ein neuer Schritt, keinerlei Kontrolle und auf Seiten der hier schreibenden Mama, Nervosität und Rastlosigkeit.
Ein neuer Schritt, eine neue Erfahrung auf allen Seiten, und ich muss mich daran erinnern, Vertrauen zu meinen Kindern zu haben. Vertrauen darin, dass ich sie in den letzten Jahren kompetent genug gemacht habe, ihren Erfahrungen zu begegnen. Vertrauen darin, dass das Band das uns verbindet, sie dann zurückführt, wenn es soweit ist.
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