Als Eltern, besonders Zwillingseltern, hören und lesen wir von allen Seiten immer wieder Empfehlungen. Wie sieht der optimale Start ins Leben mit den Zwillingsbabys aus, wie sollen wir sie ernähren, wie sollten die Kinder schlafen, wie sollten wir sie behandeln…Orientierung ist wichtig, Informationen sind wichtig, damit wir selbstbestimmt entscheiden können. Doch was wir als Eltern nicht aus dem Auge verlieren sollten sind unsere Bedürfnisse und unsere Kapazitäten. Wir dürfen unseren eigenen Weg finden als Zwillingseltern.

Das Idealbild aller Empfehlungen

Betrachten wir die Idealvorstellungen des Starts in das Leben mit deinen Zwillingsbabys, dann werden deine Kinder nach der Geburt in der sogenannten goldenen Stunde direkt auf deinen nackten Oberkörper gelegt. Haut-an-Haut wird gekuschelt und ein erster Stillversuch unternommen, um die Hormonausschüttung von beispielsweise Oxytocin  und Prolaktin, die für die Milchbildung notwendigen sind, zu forcieren.

Bestenfalls legen wir die Zwillinge gleichzeitig 10-12 x in 24 Stunden an, um den Stillbeginn zu ebnen. Die Kinder vollständig mit Muttermilch zu versorgen, das Ideal. Bestenfalls stillen so lange es geht, um dann zu einem bestimmten Zeitpunkt mit der Beikost anzufangen und diese neben dem Stillen zu etablieren.

Die Kinder sollten getragen werden, um ihnen Geborgenheit zu schenken und sie zu beruhigen. Sie schlafen im elterlichen Schlafzimmer direkt bei uns, um ihnen Sicherheit und Geborgenheit zu schenken und den gesunden Schlaf zu gewährleisten. Auf alle Bedürfnisse jederzeit einzugehen und diese zu befriedigen, ein Selbstverständnis.

Soweit zum Ideal. Einem Ideal, welches gestützt auf Empfehlungen, sich gerne in uns als Wunschbild verankert.

Empfehlungen versus Realität

Und dann kommt die Realität.

Vielleicht ist der direkte Haut-zu-Hautkontakt in der goldenen Stunde aus Gründen nicht möglich. Vielleicht weil ein oder beide Zwillingsbabys Startschwierigkeiten haben und länger medizinisch versorgt werden müssen. Vielleicht weil die Zwillingsbabys Frühchen sind. Vielleicht weil es der Zwillingsmama nicht gut geht und sie selbst erst einmal versorgt werden muss. Was auch immer der Hintergrund oder die Hintergründe sein mögen, bereits in dieser ersten Stunde kann manches Idealbild sich in Luft auflösen und bei der Zwillingsmama ein Gefühl der Unzulänglichkeit und Sorge hinterlassen.

Konnte die goldene Stunde nicht lauft den Empfehlungen genutzt werden, heißt es beispielsweise von einer Seite schnellstmöglich alles nachholen. Die Kinder anlegen, anlegen, anlegen oder alternativ regelmäßig Muttermilch abpumpen oder regelmäßig mittels Brustmassage die Brust entleeren, um die Milchbildung zu etablieren und auf den Bedarf der Kinder abzustimmen.

Dabei bitte immer beide Kinder gleichzeitig anlegen bzw. abpumpen oder Milch ausstreichen, damit der Prolaktinspiegel erhöht wird. Kann nur ein Kind angelegt werden, dann sollte die andere Brust bestmöglich parallel abgepumpt bzw. ausgestrichen werden. Trinken die Kinder nicht genug oder sind noch nicht saugstark, dann werden dir möglicherweise Fingerfeeding, Brusternährungssetz, Becher etc. angeboten, also stillfreundliche Hilfsmittel.

Mit jeder neuen Empfehlung, steigen der Druck und der Stresspegel, alles richtig zu machen, denn wir wollen das Beste für unsere Kinder.

Eine Empfehlung einer andere Seite sagt, mache dir doch keinen Stress und lasse es einfach mit dem Stillen und Stillversuchen. Mache es dir einfach und füttere mit Säuglingsnahrung. Also heißt es die „beste Nahrung“ zu verfüttern, mit möglichst geeigneten Trinkaufsätzen, mit definierten Mengen.

Da stehen wir also zwischen den Empfehlungen und sind verunsichert und wollen doch eigentlich nur alles richtig machen. Aber was ist richtig?

Deinen Weg finden

Eigentlich ist es gar nicht so schwer, diese Frage zu beantworten:

• Richtig ist, was sich für dich gut anfühlt.
• Richtig ist, was auch deine Bedürfnisse nicht außer Acht lässt.
• Richtig ist, was deine vorhandenen Kapazitäten ermöglichen.
• Richtig ist, was deine Lebenssituation hergibt.

Empfehlungen sollten also IMMER im Interesse und Sinne von dir als Elternteil auf deine Nachfrage hin ausgesprochen werden. Sie sollten deine Wünsche, Bedürfnisse, Kapazitäten und deine Lebenssituation einbeziehen.

Wenn du also wünschst voll zu stillen, dann sollten dir Wege hierfür aufgezeigt werden.

Wünschst du deine Kinder zu füttern, dann solltest du dem entsprechend beraten und angeleitet werden.

Wenn du sowohl füttern als auch stillen möchtest, dann sollten dir entsprechende Möglichkeiten gezeigt werden.

Wenn du gleichzeitig füttern oder stillen möchtest, sie nacheinander füttern oder stillen möchtest, dann solltest du im Sinne deiner Wünsche begleitet werden.

Dein optimaler Stillstart mit Zwillingen

Es ist euer Start ins Leben als Familie. Macht was euch persönlich gut tut. Findet euren Weg als Zwillingseltern, der eure Bedürfnisse, Kapazitäten und Lebenssituation einbezieht. Ihr dürft euren Frieden machen mit eurem Weg oder wenn dies nicht gelingt euch auf neuen Wegen, in eurem Interesse, beraten lassen. Empfehlungen sind Empfehlungen. Euer Leben ist euer Leben.  Es ist eure Verantwortung gegenüber euch und euren Kindern, die ihr mit frühzeitigen und umfassenden Informationen, für euer Leben übernehmt.

Alles Gut für euch, eure

Noch mehr Beiträge ähnlich Der optimale Stillstart mit Zwillingen gesucht?

Zwillingstipp bei Stillbeginn: Erst ein, dann zwei

5 Tipps Vorbereitungen auf das Stillen von Zwillingen

Geburtsvorbereitung bei Zwillingen #werbung

Höre gerne auch in die Podcastfolge zum Thema rein: