Endlich Ordnung mit Zwillingen: Diese Tipps helfen *Expertenbeitrag

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Das Leben mit Zwillingen ist turbulent und nicht selten versinken wir im Chaos der diversen Spielsachen, die sich über die Zeit anhäufen. Wir räumen und räumen und doch sieht es nach kurzer Zeit in manchen Teilen der Wohnung aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Mit steigendem Alter der Zwillinge möchten wir sie dahin bringen ihre Spielsachen selbstständig wegzuräumen, ihnen deutlich machen, dass eine gewisse Grundordnung dem Wohlbefinden dient. Doch wie können wir unsere Zwillinge hier gut begleiten? Endlich Ordnung mit Zwillingen: Diese Tipps helfen! Ein Expertenbeitrag von Kindergartenpädagogin, Früherzieherin und Psychologin Elisabeth Krista:

Ordnung ist das halbe Leben?

Auch für Kinder. Und auch, wenn es manchmal nicht so aussieht.

Jeder Mensch hat einen anderen Sinn für Ordnung. Sie ist geprägt von Entwicklungsstand, persönlichen Erlebnissen, motorischen und sprachlichen Fertigkeiten und: Lustgefühl. Wenn wir aber miteinander leben, müssen wir uns auf Schnittmengen einigen. Wie geht das mit jungen Kindern?

Kennst du deine Werte?

Wichtig ist, dass wir Erwachsene selbst verstehen, warum wir es an welchen Orten ordentlich wollen. Nur dann sind wir authentisch! Die Begründung „Weil es sich so gehört,“ ist unsinnig und lässt Raum für Fragen.

In der Küche: Ich möchte es aufgeräumt damit ich gleich loskochen und leckeres Essen kochen kann!

Im Wohnzimmer: Ich möchte meine Sachen finden und nicht über Murmeln und Tiere stolpern.

Aufräumen hat mit Werten zu tun. Dinge zu erhalten und sie daher nicht herumliegen zu lassen ist ein Wert.

Haben Kinder ein Recht auf ihre eigene Ordnung? Kinder haben eine andere Ordnung als wir Erwachsene! Gibt es einen Ort, wo sie diese ausleben dürfen?

Von Anfang an Alltag

Auch wenn deine Babys noch sehr klein sind, räumst du in ihrem Beisein Spielsachen, Gegenstände, Möbel, Kleidung auf. Dies ist nicht die lästige Zusatzaktivität wenn das Kind schläft sondern gehört zum Alltag dazu. Wir sprechen dazu und beschreiben was wir tun.

„Oh, all diese Bausteine wollen wieder in ihre Kiste! Ich räume sie da schnell hinein!“

Auch wenn es dir seltsam vorkommt, dein Tun sprachlich zu begleiten – für Kinder ist es die Möglichkeit, Sprache früh zu erfassen und Dinge zu kategorisieren. Sie verstehen, dass dein Handeln etwas mit ihnen zu tun hat und fühlen sich einbezogen.

Die Wenn-Dann-Struktur schaffen

Eine Struktur kann auch der feste Ablauf von Handlungen sein. Wenn wir essen, sitzen wir am Tisch. Wenn wir am Klo waren, waschen wir die Hände. Wenn wir rausgehen, räumen wir rasch auf.

Das Gehirn lernt Regeln, nicht Einzelheiten. Also: jeden Tag kommt dasselbe Ding an denselben Ort prägt sich am besten ein so wie der regelhafte Zusammenhang zwischen Toilette und Hände waschen, zwischen Aufräumen und Essen.

Ordnung im Gehirn

Kinder verstehen: Jedes Ding hat ein Zuhause. Wenn das Zuhause der Dinge ein Foto hat, auf dem zu sehen ist, „wer“ hier „wohnt“, umso besser. Wir fotografieren den aufgeräumten Schrank mit den Kindern, drucken das Foto aus und kleben es gemeinsam an den Schrank.

Dinge, die wir in Ordnung bringen, haben eine Zuordnung, also auch einen Oberbegriff. Als Beispiele: alle Bausteine, gelbe Bausteine, runde Bausteine, hölzerne Bausteine. Für die Sprachentwicklung des Kindes wird mit jeder Wiederholung die Systematik klarer – also auch die zugehörigen Worte und Kategorien.

Eine ordentliche Umgebung hilft deinen Kindern, sich zu orientieren. Sie gibt Sicherheit und lässt mentalen Raum für wichtigere Dinge frei.

Sensible Phase für Ordnung

Ja, du liest richtig. Kinder haben, besonders im Alter von 1,5 bis 2 Jahren einen ausgeprägten Sortierzwang. Jetzt ist es wunderbar, wenn Spielsachen einen festen Platz haben, den das Kind erreichen kann. Kinder brauchen diese Ordnung, um in ihrem sich rasant entwickelnden Gehirn Ordnung zu schaffen. Sie kategorisieren und gruppieren ständig neue Wörter und Begriffe. Grün, gelb, rot sind Farben. Hölzerne Klötze in grün gelb und rot sind Bausteine und gehören zusammen.

Zugehörigkeitsgefühl durch Mitarbeit

Das Aufräumen ist aus der Sicht des Kindes also ein Sortierspiel. Wenn Erwachsene vorleben, wie nach dem Kochen in der Küche aufgeräumt wird, arbeiten Kinder gerne und verantwortungsvoll mit. Aufmerksamkeitsmechanismen entwickeln sich schon sehr früh – je begeisterter ich selbst das Aufräumen vorlebe, desto interessanter ist es für die Kinder.

Sobald Kinder frei gehen können, tragen sie Teller selbst in die Küche oder decken den Tisch für alle – und sie sind auch noch mächtig stolz dabei. Nebenbei wird gezählt (wie viele Menschen – wie viele Löffel?) und gerechnet. Sie stärken ihr Zugehörigkeits- und Verantwortungsgefühl und ihre sozialen Kompetenzen.

Die Arbeitsteilung zwischen den Geschwistern fördert die Kommunikation und macht Spaß. Welche ordnenden Tätigkeiten können deine Kinder für die Familie übernehmen? Frag sie einfach mal.

Unter 3 sollte die Teilnahme am Aufräumen freiwillig bleiben. Abends, vor dem Schlafengehen wird gemeinsam das Wohnzimmer vom herumliegenden Spielzeug befreit. Dies kann Teil der Abendroutine sein. Wenn du für alle aufräumst, während die Kinder schlafen, tust du dir und ihnen keinen Gefallen: Kinder verbinden diese für sie nicht zusammenhängenden Fakten nicht mit einer Tätigkeit oder gar einer Verpflichtung.

Grundsätzlich: kein MachtkRampf, lieber Vereinbarungen

Den Machtkampf wirst du später nämlich verlieren, und deine gute Laune gleich dazu. Ordnung mit Zwillingen ist Gewöhnungssache, Vorbildlernen und Übung.

Ab 3-4 Jahren können Vereinbarungen mit dem Kind verhandelt werden. In einem ruhigen Gespräch klärt ihr, an welcher Stelle des Tagesablaufes das Aufräumen der Spielsachen erfolgen kann. Wichtig dabei: Es geht nicht um ein „ob“ sondern um ein „wann“. Die Kinder haben genauso viel zu melden wie du! Es wird eine Lösung gefunden, die für alle passt. Dein Job ist es, die Kinder an die Vereinbarung zu erinnern. Vielleicht könnt ihr sie gemeinsam als Bild-„Protokoll“ visualisieren und aufhängen (auf Kinderhöhe!). Sollte die Vereinbarung nach ein paar Wochen noch immer nicht klappen, muss neu verhandelt werden – denn irgendwo sitzt der Wurm drin. Muss es ein anderer Zeitpunkt sein? Stimmt das Ordnungssystem nicht?

Bei diesen Verhandlungen erleben deine Kinder, dass auch sie Verantwortung übernehmen können und sollen, dass Bedürfnisse ausgesprochen und Lösungen gemeinsam gefunden werden können. Wie wunderbar, dies bereits als Kind zu können!

Weinende Kinder in Bergen von Bauklötzen… Prävention

Manchmal haben Kinder schon sehr viel Tohuwabohu angerichtet und sind nicht mehr in der Lage, mitzuarbeiten. Was hilft? Essen, schlafen oder beruhigen –keinesfalls: zum Aufräumen zwingen. Wenn wir die Kinder in unserem Leben genau beobachten, lernen wir schnell, wann die Überforderung erreicht wird und können präventiv einwirken. „Womit spielst du denn nicht mehr? Ich räume schonmal die Schleichtiere in ihre Kiste, ja?“ Wichtig ist auch, dass sich junge Kinder nicht sehr lange daran erinnern, was sie gespielt haben. Sie tun es nicht mit Absicht! Bevor es also zu viel wird, helfen wir, ein bisschen Chaos zu beseitigen.

Die Autorin

Elisabeth Krista arbeitet seit über 20 Jahren für Kinder und die Beziehungen, die sie prägen.Sie wurde in Österreich als Kindergartenpädagogin, Früherzieherin und Psychologin ausgebildet. In Österreich, Mexiko und Deutschland arbeitete sie in Krippen, Kitas und der freien Jugendhilfe. Jetzt fokussiert sie sich darauf, Erwachsenen zu helfen, die Beziehungen zu den Kindern in ihrem Leben zu verbessern.

Website und Blog: elisabethkrista.com

Youtube-Kanal: Elisabeth Krista

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