Am ersten Geburtstag der Zwillinge stießen Franziska und Ihr Mann mit einem Glas Rotwein darauf an, dass sie das erste Jahr im Leben mit Zwillingen überstanden hatten. Nun wird alles leichter! Heute sind ihre Zwillinge sechs Jahr alt und sie kringeln sich vor Lachen über diesen Gedanken zum ersten Geburtstag. Ein Gastbeitrag von Zwillingsmama Franziska zum turbulenten Leben mit Zwillingen: Nach dem ersten Jahr wird alles leichter, oder?

„Die Wintersonne schimmert sanft durch die Vorhänge unseres Schlafzimmers. Aus den Kinderzimmern höre ich leises Gemurmel. Ich drehe mich nochmal um, schließe die Augen und lasse meine Gedanken entspannt kreisen.

Ein Emergencycall aus einem der Kinderzimmer reißt mich aus meinem gemütlichen Halbschlaf: „Maaaaamiiii, Tim hat mir mein Rennauto geklaut!“ Die Dringlichkeit kann ich nach sechs Jahren Muttersein mit Leichtigkeit anhand des Tonfalls erkennen. Kreislauf anschubsen, raus aus den Federn – Konfliktlöserin Mami ist im Anflug! Streitfrage geklärt, Tauschgeschäft erfolgreich abgeschlossen. Mit einem zufriedenen Seufzen lege ich mich zurück unter die warme Bettdecke.

Flashback

Vor meinem inneren Auge drehe ich die Zeit um einige Jahre zurück und erinnere mich daran, wie unsere Nächte damals spätestens um 05.45  Uhr endeten und wir bereits vor Sonnenaufgang als Zwillings-Power-Eltern in den Tag starteten. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ muss vor allem im ersten Jahr das Motto unserer Zwillingsjungs gewesen sein. Denn sobald sich die vier kleinen Äuglein öffneten, meist synchron, waren sie hellwach und quietschfidel. Unser Mantra am Morgen vor dem ersten Kaffee: Wenn die Kinder ein Jahr alt sind, wenn sie laufen können, dann wird alles leichter. Das zumindest wurde uns bereits kurz nach der Geburt immer und immer wieder von allen Seiten suggeriert.

Ich sehe meinen Mann und mich noch am Abend des ersten Geburtstages unserer kleinen Jungs mit einem Weinglas auf dem Sofa sitzen und erleichtert anstoßen. Das erste Jahr als Zwillingseltern hatten wir gemeinsam geschafft. Es war ein Jahr voller Stolz, Verzweiflung, Freude, Erschöpfung und unendlicher Glückseligkeit. Jetzt wird alles leichter, sagten wir uns und sahen uns im Sommerurlaub schon mit hochgelegten Füßen im Liegestuhl faulenzen, während die Kinder friedlich am Strand spielten.

Der erste Urlaub

Das Ferienhaus in Dänemark war bereits gebucht. Es war der erste Urlaub mit den Zwillingen. Im Gepäck: Zwillingskinderwagen, 140 Windeln (fünf pro Tag, pro Kind für zwei Wochen) , zehn Schnuller (wegen der schwarzen, schnullerschluckenden Löcher), Klamotten, etc. und ganz wichtig: Tape! …Tape?

Als Physiotherapeutin hatte ich davon mehr als genug und es eignet sich nicht nur zu therapeutischen Zwecken, sondern auch hervorragend, um die Türen diverser Schränke oder die des Kaminofens zuzukleben. Nachdem die Einklemmgefahren für Kinderfinger weitestgehend gebannt waren, brachten mein Mann und ich noch rasch alle nicht bruchfesten Gegenstände in Sicherheit. Dann konnte der Urlaub beginnen. Wir hatten eine großartige Zeit. Sandburgen bauen, Krebse fangen und die Füßchen ins Wasser halten. Und wenn unsere kleinen, wuseligen Rabauken selig in ihrem Kinderwagen schlummerten, konnten auch wir tatsächlich zumindest für einen kurzen Moment die Füße hochlegen und ein bisschen Zweisamkeit genießen.

Das Leben als Zwillingseltern

Denn eins ist klar, die Partnerschaft verändert sich. Vielleicht schon während der Schwangerschaft, jedoch spätestens mit der Geburt der Zwillinge. Die Versorgung der beiden Babys beansprucht zweifellos alle verfügbaren Ressourcen und Bettgeflüster ist insbesondere in der ersten Zeit schon mal wörtlich zu nehmen, um die endlich schlafenden Kinder nicht zu wecken, bevor man selbst mit Höchstgeschwindigkeit ins Land der Träume eintaucht.

Wir Zwillingseltern sind definitiv echte Superteams. Während der Schwangerschaft durchlaufen wir offensichtlich allesamt eine fundamentale Transformation und spätestens am Tag der Geburt unserer Zwillinge werden wir zu „partners in crime“ und Eltern mit Superkräften, nahezu endlosen Energiespeichern  und außergewöhnlichen Multitaskingfähigkeiten.

Das Großartige an dieser besonderen Elternschaft ist, dass wir Zwillingseltern all diese Eigenschaften und Fähigkeiten im Laufe der Jahre sogar noch perfektionieren. So sind wir in der Lage, zahllose Hechtsprünge mit Höchstnoten zu absolvieren, wenn unsere beiden Kinder zeitgleich Laufen, Klettern, Laufrad- oder Fahrradfahren lernen. Wir entwickeln uns von känguruhartigen Futterautomaten zu multitaskingfähigen Kraken mit Adleraugen. Wie genial ist das bitte?!

Wenn die Kinder dann glücklich ein Jahr alt sind, wird das Leben allerdings nicht leichter. Es sind einfach andere Herausforderungen, die der Alltag mit Zwillingen für uns Eltern nun bereit hält. Und leeren sich die Energiespeicher dann doch mal unkontrolliert, hilft ein tiefer Atemzug, etwas Humor und ein kleines Augenzwinkern. Und spätestens beim Anblick unserer zauberhaften Kinder und ihrer unvergleichlichen Verbundenheit sind unsere Akkus im Nu wieder aufgeladen und wir sind erneut bereit für Tandemfüttern, Hechtsprünge, Wickelorgien und Tauschgeschäfte.“

So kann es sein, dass Leben mit Zwillingen 😉

Alles Liebe, Franziska

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Das erste Jahr mit Zwillingen: Annas Erfahrungsbericht

Exklusivzeit mit einem Zwilling

Ein Zwilling allein zu Haus – über ungewohnte Stille

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