„Mama, wir wollen Ohrringe“, rufen die Zwillingsherzdamen seit mehreren Monaten. Sie sind mittlerweile 11 Jahre alt und in der 5. Klasse und das Thema Ohrringe treibt sie um. Nicht nur weil sie bei mir sehen, dass ich regelmäßig Ohrringe tragen, sondern auch, da viele ihrer Klassenkameradinnen bereits Ohrlöcher haben. Ohrlöcher für die Zwillinge: Mein Erfahrungsbericht.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für Ohrlöcher?
Ganz ehrlich, mir war gar nicht bewusst, dass ich mir diese Frage einmal stellen würde. Bis zu dem Zeitpunkt als das Thema zuhause mehr und mehr Raum einnahm. Seit ca. 6 Monaten kam beständig die Frage der Zwillingsherzdamen, wann sie denn nun endlich Ohrringe bekommen. Um mich überhaupt erst einmal zu sortieren, vertröstete ich sie auf den Herbst, denn mir war bewusst, dass in der Sommerzeit in der wir viel im Wasser sind, kein günstiger Zeitpunkt für frische Ohrlöcher ist. Übergangsweise kaufte ich ihnen Ohrclips, so dass ich mir einen Puffer verschaffte.
Ich fragte im Freundeskreis, wann ihre Kinder denn Ohrlöcher bekommen hatten und erhielt zahlreiche verschiedene Zeitpunkte, von geht gar nicht vor 18 Jahren, bis im Kleinkindalter. Wir starteten auf unserem Instagramkanal eine Umfrage und auch hier waren die Zeiträume sehr verschieden:
528 Stimmen verteilten sich wie folgt:
Kinder bis 6 Jahre 31%,
Kinder bis 12 Jahre 41%
Kinder ab 12 Jahre 28%
Spannend wie ich finde. Wie so oft scheinen die Meinungen hier sehr weit auseinanderzugehen und offizielle Empfehlungen zu dem Thema sind rar.
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Meiner Recherche nach gibt es in Deutschland kein Mindestalter für das Stechen von Ohrringen. Damit bleibt diese Entscheidung den Kindern und Eltern überlassen.
Wichtig aus ärztlicher Sicht ist sich als Eltern bewusst zu machen, dass Ohrlochstechen zu einem nicht –medizinisch notwendigen, kosmetischen Eingriff gehört, und die Zustimmung von Kind und Eltern erfordert.
Und letzteres ist für mich ausschlaggebend. Meine beiden Kinder wünschen sich Ohrringe und dies nicht nur kurzzeitig, sondern bereits seit mehreren Monaten.
Welche Varianten des Ohrlochstechens gibt es?
Viele von uns kennen noch das klassische Ohrloch“schießen“ mit Hilfe einer speziellen Ohrlochpistole, die mit dem Ohrring geladen war. Dieses Verfahren wird immer noch angewendet, doch verliert es wohl immer mehr an Bedeutung. Denn die Ohrlochpistolen können schlechter desinfiziert und durch die Wucht des Ohrschusses kann das Gewebe stärker verletzt werden, als bei anderen Varianten.
Mehr an Bedeutung gewonnen hat das sogenannte Ohrloch“stechen“. Hier werden die Erststecker in eine sterile Kartusche gegeben und mit Muskelkraft der Hand durch eine kurze Bewegung sanft und schonend in das Ohrläppchen gedrückt. Der Vorteil: Das Instrument kommt nicht mit dem Ohr in Kontakt, der Stecker wird automatisch verschlossen, so dass keine Berührungen der frischen Wunde notwendig sind und das Gewebe weniger verletzt wird.
Ohrlöcher für die Zwillinge
Für uns war klar, wir würden uns für das medizinische Ohrlochstechen beim HNO-Arzt entscheiden. Ich besprach mit den Zwillingsherdamen, was das Ohrlochstechen für sie bedeuten würde. Die Pflege im Rahmen der Nachsorge, die Konsequenzen für den Sportunterricht (Abkleben der Ohrläppchen) und den Umgang mit den frischen Ohrlöchern. Und dann im Winter, vor den Winterferien gab es den langersehnten Termin.
Vorab besprachen wir, welche der Zwillinge sich als erstes die Ohrlöcher stechen lassen wollte und entschieden uns gemeinsam, das Zwillingsherzdame 2, die etwas schmerzempfindlicher ist, zuerst die Ohrlöcher bekommen sollte (ich war mir sicher, dass sie Angst vor der eigenen Courage bekommen würde, wenn ihre Schwester zuerst dran wäre und sie dabei zusehen würde.)
Die Zwillingsherzdamen durften sich Vorort Erststecker aussuchen, die Aufregung war groß. Die Zwillingsherzdamen wollten gemeinsam mit mir und der Zwillingsschwester in den Behandlungsraum. Die Ärztin erklärte den Kindern ausführlich den weiteren Ablauf und zeigt ihnen durch Fingerdruck am Ohrläppchen wie intensiv der Schmerz in etwa sein würde.
Mittels Punkten markierte sie die vorgeschlagenen Einstichstellen, welche von den Zwillingsherzdamen jeweils kritisch begutachtet und nach Wunsch verschoben wurden.
Dann war es endlich soweit, das erste Ohrloch wurde gestochen und Zwillingsherzdame 2 musste doch sehr stark schlucken. Zwillingsherzdame 1 bekam es hier kurz mit der Angst zu tun, doch der Wunsch nach Ohrringen war stärker. Nach wenigen Minuten waren jeweils beide Ohrlöcher gestochen und die Mädels stolz, aber auch erleichtert. Zwillingsherzdame 2 hatte wie vermutet einen größeren Schmerz empfunden als Zwillingsherzdame 1, die nur einen leichten Druck verspürt hat.
Die notwendigen Pflegeprodukte und Hinweise für die weitere Nachsorge gab es von der Ärztin mit auf den Weg. Insgesamt sollten die Erststecker sechs Wochen lang im Ohr verbleiben, so wenig wie möglich betastet und zweimal täglich mit Desinfektionsmittel bzw. Salbe behandelt werden.
Seit dem wird gepflegt und begutachtet und voller Stolz die Ohrringe vorgezeigt.
Zusammenfassend kann ich sagen: für uns war sowohl das Alter, als auch die Entscheidung für das medizinische Ohrlochstechen, wenn diese auch mit 45€ teurer war als beim Juwelier um die Ecke, genau richtig. Die Mädels haben ihren Wunsch anhaltend geäußert und waren bereit.
Meine abschließenden Tipps:
- Bevor es zum Ohrlochstechen geht, wascht noch einmal die Haare, damit nicht direkt im Anschluss an das Ohrlochstechen Shampoo und Co in das noch nicht geheilte Ohrloch gelangen.
- Besprecht vorab ob der Geschwisterzwillinge beim Stechen anwesend sein möchte oder lieber außer Sichtweite.
- Wenn ihr besonders in der Sommerzeit viel schwimmen geht, ist es sinnvoller das Ohrlochstechen auf eine Zeit zu legen, in der ihr nicht viel im Wasser sein werdet.
Nun bin ich gespannt: Wie seid Ihr dieses Thema angegangen und wann gab es bei Euch Ohrlöcher für die Zwillinge?
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