Osteopathie in der Zwillingsschwangerschaft *Gastbeitrag

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Sarah ist Osteopathin, Heilpraktikerin & 3-fach Mama mit Zwillingen. Hier berichet sie über die körperlichen Veränderungen im Zuge der Zwillingsschwangerschaft und beschreibt wie Osteopathie in der Zwillingsschwangerschaft helfen kann.

Zwillinge – Meisterleistung der Natur

„Die Schwangerschaft stellt eine unglaubliche Belastung für den weiblichen Körper dar. Es müssen Organe weichen, der Hormonhaushalt fährt Karussell, das Becken verändert sich sowie die ganze Körperhaltung. Was für eine immense Belastung muss da erst die Mehrlingsschwangerschaft sein. Platz für zwei oder mehr Babys zu schaffen, ist schon eine Meisterleistung der Natur.

Früher wurde häufig geraten, nur zu behandeln, wenn die Schwangere Beschwerden hat, und bitte bloß nicht im Becken- und unteren Lendenwirbelbereich. Hier galt die Angst der Frühgeburt. Von dieser Fehlannahme ist man zum Glück abgewichen. Wir helfen dem Körper mehr, als wir ihm schaden könnten. Ganz ehrlich, wenn Osteopathie Geburten anstoßen könnte, würden mir die Frauen ab der SSW 40 die Bude einrennen!

Körperliche Veränderungen

Aber fangen wir von vorne an: Was passiert da eigentlich genau? Mit zunehmendem Wachstum muss Platz gemacht werden im Bauch der Mama. Das Becken wird breiter, die Gelenkverbindungen weicher, die Organe werden zur Seite gedrückt, das Zwerchfell (unser Atemmuskel) wird nach oben geschoben. Muskeln, Faszien sowie die Haut werden auf eine Zerreißprobe gestellt. Unser Hormonhaushalt fährt auf Hochtouren und unsere Gefühlswelt meist auch!

Jetzt kann es zu einigen Schwangerschaftsbeschwerden kommen, ganz unabhängig davon, ob ein, zwei oder drei Kinder in uns wachsen. Kurzatmigkeit zum Beispiel, weil unser Bauch so sehr nach oben drückt und der Atemmuskel sich beim Einatmen nicht mehr vollständig nach unten bewegen kann. Das mag auch der Magen nicht gerne, der von unten dagegen gedrückt wird, und da die Speiseröhre durch das Zwerchfell muss, kommt es hier gerne zum Rückfluss des Speisebreis, genannt Sodbrennen. Hier bekommt man v.a. nachts Probleme, weil der Mageninhalt ungehindert nach oben flutscht. Dagegen hat sich das erhöht Schlafen bewährt.

Da unser Darm den Großteil des Bauchraumes einnimmt, also eigentlich, wären da nicht ein, zwei oder drei Babys, kommt es durch den Platzmangel zu einer eingeschränkten Beweglichkeit des Darms, daraus resultiert dann die Verstopfung (auch bedingt durch Hormone).

Es können Gallenkoliken und Nierenbeschwerden entstehen, auch Rückenschmerzen gehören für viele zum Alltag. Durch das Weichwerden der Gelenkverbindungen kann es zur Lockerung der Symphyse kommen (das ist die weiche Verbindung zwischen den beiden Schambeinen), und wenn die Spannung im Becken sehr hoch ist, plagen viele Schwangere Ischiasbeschwerden.

Puh, hört sich fies an so eine Schwangerschaft, oder? Die gute Nachricht, nicht jede Schwangere hat all diese Beschwerden auf einmal oder überhaupt welche, und die Schwangerschaft kann trotz Beschwerden als sehr schön empfunden werden. Die schlechte Nachricht? Naja, Mehrlingsschwangerschaften lösen meistens irgendwann Beschwerden aus und in dieser besonderen Schwangerschaft sollte auch alles darangesetzt werden, es den Babys so lange wie nur möglich gemütlich im Bauch der Mama zu machen.

Ich spreche hier auch aus eigener Erfahrung, denn mit meinen zweieiigen Zwillingen musste ich im 7. Monat das Arbeiten in meiner Praxis aufhören und, ganz ehrlich, ich hätte wenige Wochen später die Therapiebank auch nicht mehr erreicht. Mit all meinem Wissen, meiner Hebamme und ein paar kleinen Hilfsmitteln, habe ich es bis SSW 37.0 geschafft, bis am Tag der Sectio dann von selbst die Blase gesprungen ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Osteopathie in der Zwillingsschwangerschaft

Was tun wir OsteopathInnen also? Wir schaffen Platz, wir harmonisieren!

Durch sanfte und gezielte Grifftechniken werden Gewebe gelockert, das Becken auf die Geburt vorbereitet, Gelenke und Faszien mobilisiert, Raum für die Organe geschaffen und der Beckenboden behandelt. Verschiedenste Maßnahmen, zugeschnitten auf jede Einzelne, sorgen so für Linderung und eine deutliche Verbesserung der Beschwerden.

Durch gezielte Atemtechniken können Patientinnen sich bei Atemproblemen selbst helfen. Durch Lösen von Verspannungen können Muskel, Gelenke und Organe wieder besser arbeiten. Das Behandeln des Beckenbodens kann von außen oder geburtsvorbereitend auch vaginal, also von innen erfolgen. Natürlich immer in Absprache mit der Patientin und im geschützten Rahmen. Es kann den Verlauf der Entbindung positiv beeinflussen, wenn Fehlspannungen korrigiert werden und die Wahrnehmung für den Beckenboden eine Bessere ist.

Der Beckenboden steht v.a. bei einer Mehrlingsschwangerschaft unter hoher Belastung, weil die Kinder von oben (manchmal in ungünstigen Lagen) auf den Beckenboden drücken, plus das mehrfache an Gewicht, welches das Becken, den Rücken und die Füße stark belasten. Nicht wenige Frauen haben im Anschluss eine Schuhnummer größer.

Durch osteopathische Behandlungen können unter Umständen auch die Lagen der Babys positiv beeinflusst werden. Ganz nach dem Motto, wo mehr Platz ist, kann sich auch mehr bewegen. Nicht wenige Frauen berichten, dass nach der Behandlung das Baby/ die Babys endlich in Schädellage liegen.

Sinnvolle Hilfsmittel

Mehrlingsschwangerschaften brauchen eine frühe Unterstützung des Bauches. Man kann sanft mit Kinesiotapeanlagen oder auch speziellen „Umstandsschlüpfer“ arbeiten, denn diese vermitteln einen angenehmen Halt. Die Steigerung wäre dann spezielle Bandagen oder Beckengurte, die den Bauch stützen. Nur wenige spezialisierte Orthopädiegeschäfte passen sogar auf den Leib geschneiderte Mieder an, so etwas habe ich bisher aber selbst noch nie gesehen.

Ich empfehle außerdem, sich ausgewogen und gut zu ernähren, bei Bedarf auch Schwangerschaftsmineralien zu nehmen, einen guten Mix aus Ruhe und Bewegung zu finden und Schwangerschaftsyoga zu versuchen.

Außerdem lehre ich den Frauen eine spezielle Zupftechnik für ihre Bauchhaut (gegen Schwangerschaftsstreifen und weniger Hautspannen). Ansonsten ist es wichtig, die Signale und Zeichen seines Körpers nicht zu ignorieren, wir haben ein gutes Gespür dafür, was wir brauchen. Häufig kommt diese verlernte Intuition in der Schwangerschaft zu uns zurück und wer mit Ängsten zu kämpfen hat, ist gut beraten, zu meditieren und sich diesen Ängsten zu stellen.

Last but not least

Gerade in der Mehrlingsschwangerschaft verderben leider viele Köche den Brei. Wirklich jeder hat eine Meinung dazu, egal ob Freunde, Bekannte, die Kassiererin und selbst Fachkräfte sind oft unterschiedlicher Meinung. Das verunsichert ganz viele Schwangere. Such dir deshalb eine Fachkraft, die dir umfangreich Wissen vermitteln kann, ohne zu verunsichern. Lass dir helfen, deine Kinder, solange es geht, in dir zu tragen.

Vertrau auch darauf, dass alles in Ordnung ist, wenn es anders kommt als du dachtest, es hat vielleicht seinen Grund.

Tu etwas für dich und deinen Körper, denn er vollbringt Großes! Du kannst so stolz sein, was dein Körper in dieser Zeit für dich und deine Babys leistet, und alles wird nichtig werden, wenn du die ein, zwei oder drei Kinder in deinen Armen hältst!“

Sarah´s Angebot findest du hier:

Sarah Ritthammer, www.osteopathie-ritthammer.de 

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