Sabine ist Zwillingsmama und das doppelt. Im Abstand von ca. 2 1/4 Jahren hat sie zweimal Zwillinge geboren. Wir haben mit ihr über ihre jetzt vierjährigen zweieiigen Zwillingsmädchen und ihr Zwillingspärchen (ca. 1 3/4 Jahre) gesprochen und freuen uns sehr, dass sie ihre Erfahrungen mit uns teilt und uns einen kleinen Einblick in den Alltag mit dem doppelten Zwillingsglück gibt.

Liebe Sabine, was war Deine erste Reaktion, als Du das erste Mal erfahren hast, dass Du Zwillinge bekommst?

Das war im wahrsten Sinne des Wortes eine doppelte Überraschung. Bei dem ersten Frauenarzttermin nach dem positiven Test haben wir ein Pünktchen gesehen und uns unendlich über dieses Wunder gefreut. Als es dann im Verlauf der Frühschwangerschaft zu Blutungen kam, bin ich ins Krankenhaus gegangen. Da hieß es dann: „Keine Sorge, Ihre Schwangerschaft ist intakt. Da ist eins und da ist noch eins.“ Ich werde diese Worte nie vergessen. Ich war überwältigt vor Freude, konnte es kaum fassen, war aber auch angespannt und besorgt wegen möglicher Komplikationen bei einer Zwillingsschwangerschaft.

Und dann die Überraschung bei der nächsten Schwangerschaft…oder konnte Euch nichts mehr aus der Ruhe bringen?

Wir waren wieder unglaublich glücklich, konnten es wieder kaum glauben und haben von Termin zu Termin beim Frauenarzt gehofft, dass beide Herzchen schlagen. Mein Herz wusste von Anfang an, dass es sich unendlich auf zwei weitere kleine Menschen in unserem Leben freuen wird. Das ging meinem Freund genauso. Wir haben uns lange in den Armen gelegen, uns angesehen, den Bauch gestreichelt und uns hat eine Welle Glück und Dankbarkeit erfasst. Aber gleichzeitig wussten wir, was für eine enorme Aufgabe auf uns zukommt. Da spürt man auch Respekt und Demut angesichts dieser Herausforderung.

Da ich mir aber immer eine große Familie mit vielen Kindern gewünscht hatte, war ich allein deshalb schon so glücklich, dass alles andere eher in den Hintergrund geriet.

Und logistisch hatte ich wenige Sorgen (vielleicht die nach einem anderen Auto), denn die Zwillingsinfrastruktur hatten wir ja schon zuhause. Und genügend Platz haben wir zum Glück auch.

Wo und auf welchem Wege sind Deine Zwillinge jeweils geboren worden?

Beide Zwillingsgeburten haben in einer Klinik mit Neonatologie stattgefunden. Das war uns von Anfang an wichtig. Beide Geburten waren Kaiserschnitte. Das hatte ich mir anders gewünscht, war aber letztendlich aus gesundheitlichen Gründen nur so möglich.

In welcher Schwangerschaftswoche und mit welchem Gewicht wurden Deine Zwillinge geboren?

Beide Geburten fanden in der 33. Schwangerschaftswoche statt. Die Geburtsgewichte lagen zwischen knapp 1300 g und knapp zwei Kilo. Also nicht die kleinsten Frühchen, aber für uns schon unglaublich winzig.

Was habt ihr bei Zwillingsglück 2 aufgrund Eurer Erfahrung mit dem Zwillingsglück 1 anders oder eben genauso gemacht?

Was die erste Zeit auf den Intensivstationen anbelangt, kam uns bei dem zweiten Zwillingsglück die Erfahrung sehr entgegen. Auch das Einschätzen von Situationen, wenn z. B. die Alarme am Bettchen losgehen. Zuhause hatten wir ja auch bereits Erfahrung, etwa mit der Fütterung, dem Stillen, dem Abpumpen. Es war schon mehr Routine da als beim ersten Mal. Allerdings hatten wir jetzt die „Großen“ und die Minis zuhause. Das war und ist immer noch eine riesige und andere Art der Herausforderung.

Habt Ihr als Eltern eine spezielle Aufgabenverteilung? Wie gestaltet Ihr als Paar Euren Alltag mit den Kindern?

Anfangs haben wir feste Verantwortlichkeiten festgelegt, die sich allerdings bereits in der Schwangerschaft ergeben hatten. Der Papa ist meistens für die Großen da, und ich kümmere mich hauptsächlich um die Kleinen. Durch die Elternzeit und die coronabedingte Home Office- bzw. Kurzarbeitszeit haben wir das noch länger beibehalten.

Einkäufe sind fast immer Großeinkäufe, die einer von uns beiden erledigt. Dagegen haben wir im Haushalt für die unterschiedlichen Arbeiten wie Wäsche, Putzen und die Küchenarbeit Zuständigkeitsbereiche festgelegt. Mein Freund unterstützt sehr viel im Haushalt, auch bei den unbeliebten Tätigkeiten – das ist nicht selbstverständlich und ich weiß das sehr zu schätzen. Das Kochen mache meistens ich, auch das Backen – aber er hat einen Lieblingskuchen, den er selber macht und den wir alle lieben.

Wie habt Ihr die großen Zwillinge bei den Zwillingsbabys eingebunden? Gab es eher Eifersucht oder war es gleich die große Geschwisterliebe?

Wir haben die Großen – mit noch nicht einmal 2 ½ Jahren ja selbst noch recht klein, als die Babys nach Hause kamen – von Anfang an mit ihren kleinen Geschwistern kuscheln lassen und sie ihnen auch in den Arm gegeben. Sie haben sich sehr über ihre Geschwister gefreut, waren fürsorglich und interessiert. Natürlich waren wir im ersten Jahr immer dabei und haben sicherheitshalber aufgepasst. Die Großen durften uns unterstützen beim Füttern, beim Kinderwagenschieben usw., und sie durften beim Stillen zuschauen. Das hat sie sehr beschäftigt und sie haben all das mit ihren Puppen nachgespielt. Mittlerweile spielen die vier zusammen, auch ohne dass man immer direkt dabei sein muss (Nebenzimmer genügt).

Sie sind sehr innig und niedlich miteinander, küssen und umarmen sich oft. Zu Eifersüchteleien kommt es eher zwischen den Großen oder den Kleinen unter sich. Ab und an mittlerweile auch zwischen den Großen und den Kleinen, wenn die Großen etwas zu essen bekommen, was die Kleinen noch nicht essen sollen. Dann beschweren sich die Kleinen lautstark – und die Großen geben ihnen ab und an doch „heimlich“ etwas ab.

Zwillingseltern freuen sich immer über Tipps, die den Alltag erleichtern. Aus Deiner Erfahrung mit 2x Zwillingen, was ist so gut wie unverzichtbar und was kann man getrost sein lassen?

Für mich war und ist der Zwillingswagen unverzichtbar – aber das ist sicherlich von Mama zu Mama verschieden. Ich bin schon Tausende Kilometer mit dem Wagen unterwegs gewesen und liebe es einfach, das Kinderwagenschieben. Und dazu hatten wir uns gleich von Anfang an einen Autositz-Adapter für den Kinderwagen angeschafft – ebenfalls unverzichtbar für mich.

Wir hatten ein riesiges Laufgitter, das sich mit vielen Holzmodulen variabel anpassen lässt. So konnten wir das gesicherte Krabbelareal beliebig zusammenstellen (drinnen und draußen) und hatten Freiraum für den Haushalt und Arbeiten im Garten. Kindersicher gestaltet haben wir darüber hinaus alles ziemlich früh.

Im Bad, bei uns auf einer anderen Ebene, hatten wir für die ersten Monate auch Wippen, so dass ich in Ruhe duschen konnte, wenn ich alleine mit den Babys zuhause war.

Beruhigend und schön finde ich die Spieluhren, die jedes Kind schon während der Schwangerschaft   bekommen hat. Sie hingen im Krankenhaus an den Inkubatoren bzw. den Wärmebettchen und begleiten die Kinder seitdem.

Was wir nicht hatten ist eine Federwiege, und wir haben sie auch nicht vermisst. Ich weiß aber, dass viele Zwillingseltern damit sehr gute Erfahrungen machen bzw. gemacht haben.

Erzähl doch mal wie bist Du mit Deinem doppelten Zwillingsglück unterwegs und was an Ausstattung ist mit den Vieren unverzichtbar?

Eine Zeitlang waren wir mit zwei Zwillingswagen unterwegs bei längeren Ausflügen bzw. Strecken, mittlerweile haben wir einen Zwillingswagen und einen Bollerwagen dabei. Letzterer ist besonders praktisch für all die Dinge, die man mit vier kleinen Kindern unterzubringen hat (kleine Snacks, Getränke, Wickelrucksack, Laufrädchen, Helme etc.), bietet aber zusätzlich auch noch Platz für müde Zwillingskinder.

Feuchttücher müssen immer mit. Und für Mama ein beliebtes Kaltgetränk in der Light-Version – mein Kaffeeersatz und Garant für Energie (mit Ausnahme in den Schwangerschaften, da war ich sehr konsequent).

Wie schlafen Eure Zwillinge? In einem gemeinsamen Zimmer? Gemeinsam oder in getrennten Betten? Oder habt Ihr ein riesiges Familienbett, in dem alle schlafen?

Im Moment haben wir noch ein Familienbett, in dem wir alle schlafen. Die Zwillinge schlafen paarweise immer sehr eng aneinandergekuschelt. Besonders bei den Kleinen merkt man richtig, dass sie diese gewohnte Nähe suchen. Aber auch bei den Großen ist das noch so. Parallel hatten wir immer zumindest ein Babybettchen oder sogar zwei Gitterbettchen aufgebaut, aber die Resonanz war immer eindeutig: sie wollten wieder ins kuschelige Familienbett.

Heute haben wir vier Betten am Start für die nächste Phase. Das wollen wir demnächst angehen und sind schon gespannt, wie alles verlaufen wird.

Erzähl doch mal über die Beziehung der Zwillinge untereinander? Ist es eher eine große Geschwisterliebe oder merkt Ihr, dass die gemeinsam geborenen Zwillinge untereinander doch speziell miteinander verbunden sind?

Wie gesagt, alle sind sehr eng verbunden, und es rührt mich manchmal zu Tränen, wie sie sich umarmen und auch die gegenseitige Nähe suchen – die Zwillinge untereinander, aber auch alle vier. Man kann momentan wunderbar beobachten, wie die Großen den Kleinen die Welt zeigen. Wie sie sie sprichwörtlich an die Hand nehmen und mit ihnen losziehen. Sei es zuhause, im Garten, im Wald oder wo auch immer wir gerade sind. Mein kleines Entdeckerteam liebt das gemeinsame Welterkunden!

Und ja, ich würde definitiv sagen, dass die gemeinsam geborenen Zwillinge über die Geschwisterliebe hinaus ein spezielles Band haben. So etwas wie ein blindes Verstehen, ein intuitives Miteinander.

Zwillinge zu haben ist ja in der Öffentlichkeit schon ein absoluter Hingucker, der mit vielen Fragen von Bekannten und Fremden einhergeht. Wir können uns vorstellen, dass es bei doppeltem Zwillingsglück noch mehr Fragen und Kommentare gibt. Wie erlebst Du das im Alltag?

Ehrlich, gerade vorhin habe ich zu meinem Freund gesagt, dass die coronabedingten Einschränkungen insofern auch vorteilhaft sind, als dass man nicht ständig und wirklich immer auf die beiden Zwillinge angesprochen wird. Bitte nicht falsch verstehen, denn erstens hören wir eigentlich nur schöne Kommentare (ja, auch die gängigen Standardphrasen, aber die lächle ich mittlerweile routiniert weg), und zweitens freue ich mich über die Mitfreude anderer Menschen an unserem doppelten Doppelglück. Es geht da eher um die Häufung der Kommentare und dass es kein normales Vorwärtskommen gibt, wenn ich oder wir mit den Vieren unterwegs sind. Manchmal kann das belastend sein – z. B. wenn man es eilig hat oder nicht in der Stimmung für Kommentare oder Gespräche ist.

Da wir wegen Corona aber ohnehin weniger unterwegs sind (und schon gar nicht dort, wo Menschen aufeinandertreffen), hält sich das nun alles in Grenzen.

Ich merke aber auch, wie stolz und glücklich ich bin, wenn ich auf die Vier angesprochen werde. Wie mein Mamaherz aufgeht, wenn andere die Leistung anerkennen, die mit vier kleinen Kindern einhergeht, und wenn ich gesagt bekomme, wie niedlich und süß sie sind, unsere zweimal Zwillinge. Und wie gesegnet wir sind mit unserem doppelten Zwillingsglück.

Was ist aus Eurer Sicht die größte Herausforderung als Paar bei Zwillingen bzw. doppeltem Zwillingsglück?

Zum einen die Zweisamkeit nicht zu vergessen und zum anderen auch sich selbst als Mensch mit eigenen Hobbies und Freunden nicht zu vergessen. Wir haben für uns ausgemacht, dass wir uns abwechselnd Zeit für unsere Hobbys oder auch Zeit mit Freunden geben. Das klappt mal mehr, mal weniger. Aber schaffen tun wir es doch ab und an!

Deine 3 Tipps für Zwillingseltern:

  • Ruhe bewahren – auch mal lachen, wenn alles gerade ganz Dicke kommt!
  • Man wächst mit seinen Herausforderungen – also nicht verzweifeln, wenn etwas mal nicht rund läuft. Ratschläge holt man sich am besten bei anderen Zwillings- oder Mehrlingseltern!
  • Die Zeit mit den Zwillingen, dieses unglaubliche Wunder, genießen! Es ist Magie, das müssen wir uns immer wieder bewusst machen im oft so stressigen Alltag.
  • Grundsätzlich empfehle ich auch das Annehmen von Hilfsangeboten. Darin bin ich selbst sehr schlecht – ich gebe es aber trotzdem oder gerade deswegen als 4. wichtigen Tipp dazu!
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Kurz und knackig:

Gibt es jeweils einen dominanteren Zwilling und ist es der / die Erst- oder Zweitgeborene?

Bei den ersten Zwillingen ist es die Erstgeborene – wobei wir immer sagen, dass die zwei Minuten später geborene Zwillingsschwester die heimliche Chefin ist.

Bei den Kleinen bin ich mir noch unsicher, würde aber fast sagen, es ist mein kleines Mädchen, das nach ihrem Zwillingsbruder geboren wurde.

Beruhigen sich die Zwillinge beim Schlaf gegenseitig oder genau das Gegenteil?

Wir haben unglaubliches Glück, denn unsere vier Kinder haben alle sehr schnell durchgeschlafen. Also schnell für Babyverhältnisse – ich würde sagen so mit ca. 7 Monaten. Beide Zwillinge schlafen eng aneinander gekuschelt. Wacht doch mal einer auf und meldet sich, schlafen der andere Zwilling bzw. auch die anderen Zwillinge ruhig weiter.

Der gute Schlafder Vier war und ist natürlich eine unglaubliche Erleichterung für uns – wir tanken nachts sehr viel Energie für den Tag.

Sind sie jeweils gleich- oder gegenhändig?

Ich glaube, sie sind gleichhändig. Das ist zumindest das, was wir beobachten.

Sind sich die Zwillinge jeweils untereinander sehr ähnlich oder unterscheiden sie sich eindeutig?

Alle sind sehr unterschiedlich – sowohl optisch als auch vom Wesen, Charakter und Verhalten her. Wobei gerade bei den Großen sehr viele Leute sie nicht unterscheiden können – aber ich denke, das ist ein typisches Zwillingsphänomen.

Die Unterschiedlichkeit und Individualität zu fördern, das ist unsere große Herausforderung. Dazu gehört für uns auch, Zeit mit jedem Kind alleine zu verbringen. Wir merken deutlich, wie wichtig das für die Kinder und auch für uns ist. Und wir sind sehr gespannt, wie sie sich entwickeln werden, unsere Vier, unser doppeltes Zwillingswunder. Wir freuen uns auf jeden Fall von ganzem Herzen auf unser weiteres zwillingsbuntes Familienabenteuer.

Liebe Sabine, uns geht bei diesen Einblicken das Herz auf und wir zollen Euch ganz viel Respekt, wie wunderbar Ihr das Leben als doppelte Zwillingseltern meistert. Dies gibt bestimmt vielen Zwillingseltern Mut! Wir wünschen Euch, dass Euch dies weiterhin gut gelingt und Ihr das doppelte Zwillingsglück weiterhin in vollen Zügen genießen könnt.

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