Zwillinge: Ein Plädoyer an die Einzigartigkeit von

Fast 18 Monate Zwillingsmama-Dasein liegen nun hinter mir. Vieles war anstrengend und gleichzeitig sind die schönen Momente unbeschreiblich und doppelt schön. Mit dem großen Bruder werden sie sogar dreifach schön. Und die Realität ist auch oft die, dass ich am fluchen bin und überfordert mit all der Alltagsbewältigung.

Als selbst ernannte Alltagsphilosophin komme ich aber nicht umhin, genauer hinzuschauen, was all die kleinen und großen, teils unstemmbaren Herausforderungen mir eigentlich sagen wollen.

Seit Beginn meines Mama-Daseins erfahre ich das Thema Vergleichen auf eine intensive Weise. Schon von meinem ersten Sohn kenne ich das für mich oft leidige Thema in Krabbelgruppen oder ähnlichem. Während Baby A schon krabbelt, ist Baby B immer noch in Bauchlage und kommt nicht vom Fleck. Baby A isst super, Baby B hängt nur an der Brust. Baby A hat noch keinen einzigen Zahn, Baby B hat schon das halbe Gebiss. Ein Baby zu haben kann zum Wettkampf werden. Ein Wettkampf, den man kaum in der Hand hat. Ich empfinde es als anstrengend und unsinnig, auf diese Art und Weise zu wetteifern.

Individualität

Nun habe ich zwei Babys, die mittlerweile Kleinkinder sind. Vollkommen unterschiedlich und beide haben ein komplett eigenes Tempo in allem, was sie tun.
Als die Zwillingsdame mit 17 Monaten ihren ersten Schritt machte, läuft ihr Zwillingsbruder schon seit gut vier Monaten frei und zielsicher durch die Gegend. Als er krabbelte, drehte sie sich erstmals auf den Bauch. Als sie ihren ersten Zahn mit 12 Monaten bekam, hatte er schon eine Menge Zähne.
Ich musste mir viel anhören zu der unterschiedlichen Entwicklung und ich kann sagen, dass das etwas mit mir als Mama macht.
Wie kommt es, dass der Mensch permanent vergleichen muss? Ich hatte oft das Gefühl, als würde man den Fehler suchen. Nach einem Grund suchen, warum meine Tochter es einfach nicht so eilig hatte und hat wie ihr Bruder.

Einzigartigkeit

Weil ich zwei Kinder habe, die genau gleich alt sind, ist es wahrscheinlich besonders deutlich: Zu vergleichen und nach demjenigen zu suchen, der besser abschneidet, ist eine gesellschaftliche Tendenz. Eine Tendenz, die ich in meinem Leben schon oft beobachtet habe. Als Zwillingsmama möchte ich einfach nur dafür plädieren, dass jeder Mensch, egal ob Zwilling oder nicht, für sich selbst steht. Einen Weg geht, der für gut befunden wird. Zu einem Zeitpunkt, der selbst gewählt ist.
Ich will nicht sagen, dass es grundsätzlich schädlich ist zu vergleichen. Ich persönlich fände es aber viel schöner, interessiert und offen zu bleiben für die vielen verschiedenen Wege die Zwillinge, Kinder und allgemein Menschen gehen. Ohne sich direkt in eine Bewertungsspirale zu begeben.
Ich wünsche mir für meine Kinder, dass sie sich immer frei fühlen, ob sie volle Kraft voraus nach vorne preschen, lieber abwarten oder über etwas lachen oder weinen möchten. Auch wenn sie damit gegen den Strom schwimmen.

Anna ist Zwillings-und Dreifachmama und lebt mit ihrer Familie in Berlin. Sie hat eine Vorliebe für Alltagsphilosophie. Darum teilt sie nun regelmäßig persönliche Erkenntnisse aus dem Zwillingsmamadasein mit uns. Weil ihr im Laufe eines Tages aber nicht ausschließlich zwillingsspezifische Gedanken im Kopf herumspuken, betreibt sie unter dem offenen Pseudonym Lena Pezzati einen Blog zu allem, was ihr sonst noch so einfällt. Parallel dazu arbeitet sie gerade an ihrem ersten Roman.

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