„Planung ist alles“, sagt man.
Als Eltern von Zwillingen ist rechtzeitige Planung in vielen Fragen erfahrungsgemäß sehr hilfreich und sinnvoll. Doch bei der Frage nach dem geeigneten Zeitpunkt für den Betreuungsbeginn außerhalb der Familie, z.B. in einer Kita oder bei einer Tagesmutter, spielen viele Aspekte eine Rolle, die schwer zu planen sind. Zwillinge in der Kita: Wann und wie eingewöhnen? gibt Zwillingseltern einen Überblick an zu bedenken Aspekten für einen guten Start in Kita & Co.
Frühzeitige Überlegungen
Häufig wird werdenden Eltern empfohlen sich bereits in der Schwangerschaft Gedanken darüber zu machen, wie lange sie in die Babypause gehen möchten. Eng damit verknüpft sind die Überlegungen zur Elternzeitplanung. Bei dieser spielen sowohl die finanziellen Möglichkeiten der werdenden Eltern, die individuelle Arbeitssituation, die familiäre Situation als auch die Betreuungsplatzsituation am Wohnort eine Rolle. Folgende Fragen solltet Ihr Euch als werdende Zwillingseltern stellen:
- Wann wäre für uns ein guter Zeitpunkt die Kinder außerfamiliär betreuen zu lassen?
- Haben wir Anspruch auf Elternzeit und wie lange können und wollen wir uns dies leisten?
- Wie stehen die Chancen, dass wir zum gewünschten Zeitpunkt einen Betreuungsplatz erhalten?
- Was müssen wir dafür tun und wann?
- Wo können wir uns über Betreuungsplätze informieren und wie ist das Prozedere, sich dafür anzumelden?
- Welche Kosten kommen auf uns zu?
- Was wäre Plan B, sollte es mit einer außerfamiliären Betreuung nicht klappen?
Die Antworten helfen Euch dabei, Eure Planung zu konkretisieren. Werden Betreuungsplätze vorrangig im August vergeben, Eure Kinder im Dezember geboren, dann müsst Ihr überlegen ob Ihr sie mit 8 Monaten, 1 Jahr und 8 Monaten oder zum Beispiel mit 2 Jahren und 8 Monaten in die Betreuung geben möchtet. Dies gibt Euch auch eine Idee, wie lange Ihr die Elternzeit bestenfalls planen solltet.
Zusätzlich lohnt es sich auch eine mögliche Frühgeburt der Zwillinge im Auge zu behalten. Sollten die Zwillinge etwas zu früh geboren werden, dann brauchen sie gegebenenfalls auch etwas mehr Zeit sich im Rahmen der Familie zu entwickeln. Dies kann dazu führen, dass eine spätere Eingewöhnung in der außerfamiliären Betreuungseinrichtung sinnvoll bzw. notwendig ist.
Die Suche nach einem Betreuungsplatz
Die Elternzeit ist geplant, der gewünschte Betreuungsbeginn ins Auge gefasst und die konkrete Suche nach einer Kita oder Tagesmutter steht an. Vielleicht hast Du Glück und bei Euch gibt es ein festgelegtes Vergabeverfahren. Existiert dies nicht, musst Du selbst dafür sorgen. Da Du für zwei Kinder einen Betreuungsplatz suchst, ist es sinnvoll die Suche gut zu strukturieren. Mache Dir ein Liste mit in Frage kommenden Einrichtungen, den Kontaktdaten und schreibe Dir auf, wie Du Dich dort anmelden kannst, ob Du bereits angemeldet bist oder wann ein Kennenlernen ansteht. So verlierst Du nicht den Überblick und Ihr könnt Euch die Aufgaben untereinander aufteilen. Die folgenden Fragen können Dir bei der Vorauswahl helfen:
- Wünsche ich mir eine Betreuung der Zwillinge in der Kita oder bei einer Tagesmutter?
- Wie lange möchte ich die Zwillinge in der Kita, Krippe oder bei der Tagesmutter am Tag betreuen lassen?
- Wie sind die Öffnungszeiten?
- Wünschen wir uns eine öffentliche, private, christliche, bilinguale…Einrichtung?
- Was ist das Betreuungskonzept?
- Wünsche ich mir altershomogene Gruppen oder altersgemischte?
- Hat die Einrichtung einen Garten?
- Welche Kosten kommen auf uns zu?
Jede Familie hat ihre individuellen Vorstellungen und Rahmenbedingungen. Diese Fragen kannst Du beliebig erweitern oder austauschen, ganz so, wie es zu Euch passt.
Fragen an die BetreuerInnen
Wirst Du zu einem Kennenlernen eingeladen, dann lohnt es sich wenn Ihr Euch vorab Fragen überlegt, die Ihr der Kitaleitung oder Tagesmutter direkt stellen möchtet:
- Was ist mir bei der Betreuung wichtig?
- Wie ist der Tagesablauf?
- Wie sieht das Betreuungskonzept aus?
- Wie ist der Betreuungsschlüssel?
- Wie werden wir als Eltern eingebunden, informiert?
- Wie erfolgt die Eingewöhnung?
Und ganz wichtig die Frage, wie sie die Zwillinge eingewöhnen möchten bzw. welche Erfahrungen sie hiermit gemacht haben.
Nicht selten haben die Einrichtungen eine Vorstellung davon, ob sie Zwillinge in getrennten Gruppen oder in einer Gruppe eingewöhnen und geben hier eine klare Empfehlung an Euch als Zwillingseltern ab. Dies kann zu Verunsicherung führen.
Was Du dabei unabhängig von der externen Empfehlung beachten solltest ist:
Die Zwillingsbeziehung
Deine Zwillinge haben eine ganz individuelle Beziehung zueinander. Vielleicht hängen sie sehr aneinander und geben sich gegenseitig Halt. Vielleicht stehen sie in großer Konkurrenz zueinander. Vielleicht sind sie sehr unkompliziert und können sich mit oder ohne den Zwilling gut einleben.
Diese ganz spezielle Beziehung könnt Ihr als Zwillingseltern in dieser Phase am besten einschätzen. Die noch unbekannten Betreuungspersonen nicht. Sie kennen möglicherweise nur die ein oder andere Empfehlung oder haben die ein oder andere Erfahrung gemacht. Daher frage genau nach warum sie die Trennung oder auch die gemeinsame Gruppe empfehlen und prüfe, ob dies zu Deinen Zwillingen passen kann.
Es ist wichtig, dass Du Deine Kinder mit einem guten Gefühl in eine außerfamiliäre Betreuung geben kannst. Dich nicht gezwungen fühlst, sie zum Beispiel trennen zu müssen, obwohl sie sich gegenseitig sehr stark brauchen. Es ist Euer Start in einen neuen Lebensabschnitt und dieser will gut überlegt sein.
Je nach lokalen Gegebenheiten, hast Du gegebenenfalls keine großen Alternativen. Vielleicht bleibt Dir nur die Option, Deine Zwillinge wie von der Betreuungseinrichtung empfohlen (getrennte oder gemeinsame Gruppe) betreuen zu lassen. Ist dies der Fall, dann vereinbare mit den BetreuerInnen zum Beispiel, dass Ihr in der Eingewöhnungsphase nutzt um zu schauen, wie gut oder weniger gut sie mit der Trennung oder dem Zusammensein zurechtkommen. Hier gut in die Kommunikation zu kommen, kann Eltern und BetreuerInnen helfen, die Bedürfnisse der Kinder in den Fokus zu nehmen und den für die Zwillinge richtigen Weg zu finden.
Jede Familie ist anders
Gib Euch etwas Zeit. Jedes Kind ist anders. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo sich an diese neue Situation zu gewöhnen. Manche Kinder kommen schnell gut in der Betreuungseinrichtung an, andere brauchen Monate. Vielleicht stellt sich heraus dass das gewählte Konzept gut für sie passt und manchmal entscheiden dann auch die Kinder selbst, wie es sich für sie besser anfühlen würde. Über die selbstbestimmte Trennung ihrer Zwillinge in der Kita, hat Zwillingsmama Anika hier einmal berichtet.
Wie so oft helfen also keine starren Pläne und festen Vorstellungen, sondern nur der Blick auf Deine Zwillinge, um den für Euch besten Weg zu beschreiten. Wir wünschen Euch viel Kraft und Glück dabei!
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