Zwillinge stillen? Wie kann das gehen? Welche Möglichkeiten habe ich?
In unsere Blogserie
„Zwillinge stillen – 20 Fragen, 20 Antworten“
möchten wir den Erfahrungen von Zwillingsmamas teilen, die ihren individuellen Weg rund um das Thema Zwillinge stillen beschreiben. Wir hoffen damit die Vielfalt der Möglichkeiten und Wege aufzuzeigen und (werdende) Zwillingsmamas ermutigen zu können, ihren eigenen Weg zu gehen. Heute freuen wir uns über 20 Antworten von Jasmin.
1. In welcher Schwangerschaftswoche und mit welchem Gewicht sind Deine Zwillinge geboren wurden?
In der 34. Woche mit knapp über und knapp unter 2000 Gramm.
2. Sind sie eineiig oder zweieiig und welches Geschlecht haben sie?
Ein Junge und ein Mädchen – also zweieiig.
3. Hast Du Dich auf das Stillen vorbereitet und wenn ja wie?
Ich hatte bereits unsere beiden größeren Kinder jeweils lange gestillt und konnte deshalb schon auf Stillerfahrung zurück greifen. Und ich wusste in der Theorie, wie man Zwillinge gleichzeitig anlegen kann. Wenn abzusehen gewesen wäre, dass wir Frühchen bekommen, hätte ich mich gerne noch im Vorhinein mit dem Stillen von Frühgeborenen auseinander gesetzt.
4. Wie war Dein Stillbeginn im Krankenhaus? Wurdest Du bei Deinem Stillwunsch unterstützt?
Den Stillbeginn habe ich als sehr frustrierend empfunden.
In der ersten Zeit waren die Babys noch sehr klein und wurden fast ausschließlich durch Magensonde und Flasche ernährt. Das Abpumpen hat zwar gut funktioniert, jedoch landete meine Milch der ersten Lebenswoche durch einen Logistikfehler der Klinik nicht in den Bäuchen der Babys, sondern im falschen Kühlschrank und musste dann entsorgt werden.
Je wacher und kräftiger die beiden wurden, desto öfter habe ich versucht, sie zu stillen.
Es hat mich traurig gemacht, dass ich die Babys nicht einfach stillen durfte, wenn sie wach wurden, sondern dass das nur zu festgelegten Versorgungszeiten möglich war. Und dann war das Zeitfenster klein, sodass ich nur ein Baby stillen durfte, während das andere aus Zeitgründen die Flasche bekam. Was die beiden nicht tranken, wurde anschließend mit der Magensonde gefüttert. Mich haben diese Klinikroutinen sehr frustriert. Ich verstehe gut, dass auf der Neo bestimmte Abläufe und Richtlinien nötig und sinnvoll sind, aber ich frage mich trotzdem, ob sie derart strikt sein müssen. Zum Beispiel hat unsere Tochter es nie geschafft, auf die geforderte Menge zu kommen. Bis heute ist sie eine „wenig und oft“-Esserin und sie hat lange Zeit sehr viel gespuckt, schon in der Klinik. Sie hätte sich leichter getan, wenn sie häufiger, aber kleinere Mahlzeiten hätte trinken dürfen.
5. Hast Du sie direkt beide angelegt oder nacheinander?
In den ersten Wochen habe ich sie ausschließlich nacheinander gestillt. Als wir zuhause waren, haben wir auch geübt, sie gleichzeitig anzulegen.
6. Was war in den ersten Tagen im Hinblick auf das Stillen, die größte Herausforderung?
Das „Beobachtetsein“ in der Klinik hat mich gestresst. Zu wissen, dass hinterher mit der Waage kontrolliert wird, wie viel das Baby getrunken hat, und nicht so viel Zeit für das Stillen zu haben, das habe ich nicht gut ausgehalten. Außerdem war es die Bedingung für unsere Entlassung, dass die Babys gut trinken.
7. Hattest Du ausreichend Muttermilch oder musstest Du die Milchproduktion ankurbeln? Falls Du eher weniger Muttermilch hattest, wie oder womit hast Du die Milchproduktion erhöht?
Ich habe schon bei unserem ersten Kind Milch abgepumpt und kannte das Gefühl schon. Außerdem hat sich mein Körper scheinbar noch gut an die letzte Stillzeit erinnert, sodass das Abpumpen gut geklappt hat.
Als die Babys 6 Wochen alt waren, kamen sie und unser mittleres Kind nochmal in die Kinderklinik und da blieb meine Milch fast ganz weg. Wir haben die Zwerge dann mit eingefrorener Muttermilch gefüttert und mit verschiedenen Hebammentricks (Akupressur, Bockshorn- und Schwarzkümmelölkapseln, Tee, Pumpen, …) die Milchproduktion wieder erhöht. Eine Freundin hat uns sogar Muttermilch gespendet, das hat mich sehr gerührt.
8. Wie oft hast Du in 24 Stunden gestillt?
In der Klinik anfangs nur sehr selten, später meistens vier Mal, die anderen Male habe ich abgepumpt. Die letzten Tage vor der Entlassung habe ich alle 3 bzw. 4 Stunden gestillt.
9. Hast Du nach Bedarf oder zu bestimmten Zeiten gestillt?
Seitdem wir zuhause sind, stille ich nach Bedarf.
10. Gleichzeitig oder nacheinander?
Beides. Wenn ich die Wahl habe, stille ich sie lieber nacheinander. Nur, wenn sie beide gleichzeitig Hunger haben oder müde sind, stille ich sie gleichzeitig.
Allerdings protestieren sie inzwischen vehement, wenn sie sehen, dass der/die Andere gestillt wird und fordern dann auch jeweils ihre Stillzeit ein.
11. Hast Du jedem Kind eine Brust zugeordnet oder gewechselt?
Wir stillen ohne System. Allerdings habe ich mal gelesen, dass sich die Brust, wenn man sie fest einem Kind zuordnet, den Bedürfnissen des Babys in der Milchzusammensetzung anpasst, und finde den Gedanken faszinierend.
12. Haben die Zwillinge sich beim Stillen unterschiedlich verhalten und wenn ja inwiefern?
Unsere Tochter trinkt von Anfang an ganz bilderbuchmäßig, eher oft und braucht das Stillen auch zum Runterkommen. Unser kleiner Sohn ist etwas geduldiger, trinkt ruckeliger und ein bisschen seltener.
13. Was waren Eure bevorzugten Stillpositionen?
Tagsüber in der Wiege- oder (wenn beide gleichzeitig getrunken haben) in der Footballhaltung, nachts im Liegen. Inzwischen machen sie beim Stillen tagsüber aber eher akrobatische Kunststücke.
14. Wann hast Du das erste Mal außerhalb von zu Hause gestillt?
Ich glaube, auf einem Parkplatz, ein paar Wochen nach unserer Entlassung.
15. Welche Stillutensilien hast Du genutzt?
Ab und zu ein Zwillingsstillkissen.
16. Wie lange hast Du gestillt?
Die beiden sind fast ein Jahr alt und ich stille sie noch.
17. Wurdest Du durch eine Stillberaterin unterstützt?
Wir haben auf der Neo ein paar Mal mit einer Stillberaterin gesprochen und sie eher nicht als hilfreich empfunden. Anstatt mich in dem Wunsch, beide Kinder zu stillen, zu unterstützen, hat sie immer wieder betont, Zwillinge würden meistens nicht voll gestillt werden und uns eher entmutigt. Wenn ich nicht bereits Stillerfahrung gehabt hätte, hätte ich das nicht so gut durchgehalten.
Zuhause hatten wir Stillberatung durch unsere Hebamme, die uns bestärkt hat, auf unser Bauchgefühl zu hören und das war genau das Richtige.
18. Wann hast Du Beikost eingeführt?
Ich glaube, als die Babys korrigiert ungefähr 5 Monate alt waren.
19. Welche Tipps würdest Du Zwillingsmamas, die stillen möchten, mit auf den Weg geben?
Zwillinge zu stillen, ist nicht viel anders, als ein Einlingskind zu stillen. Nur dass es eben zwei Babys sind. Keine Sorge, es ist wirklich sehr gut möglich. Sucht euch Menschen, die euch bei eurem Wunsch unterstützen, sorgt gut für euch selbst, esst und trinkt genug, und gebt euch die Freiheit, eure Pläne zu ändern, falls sich doch ein anderer Weg passender anfühlen sollte. Ihr seid die Expertinnen für eure Babys.
20. Welche Wünsche im Hinblick auf das Stillen von Zwillingen würdest Du Fachpersonal wie Hebammen, Krankenschwestern, Kinderarzt mit auf den Weg geben wollen?
Ich fände es schön, wenn Raum dafür da wäre, Familien individuell, respektvoll, kompetent und ohne Zeitdruck zu begleiten und zu beraten. Ganz besonders auf der Neo mit Zwillingsfrühchen hat mir das gefehlt.
Eltern in so einer sensiblen Lebensphase zu begleiten, hat großen Einfluss auf den Start als Familie und ich wünsche mir, dass insbesondere Hebammen politisch die Relevanz erfahren, die sie für Familien haben. Danke an unsere großartige Hebamme, ohne die wir auch bei Kind 3 und 4 nicht hätten sein wollen.
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